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Die Nahrungsmittel sind knapp

Edriss Haruna ist schwer mangelernährt und sein kleiner Körper wird von hohem Fieber geschüttelt. - Wie ihm geht es aktuell mehr als 232 Millionen Kindern weltweit. In Edriss' Heimat Niger kommt es immer wieder zu Nahrungsmittelnot, in deren Folge besonders Kinder Mangelernährung entwickeln - ein lebensbedrohlicher Zustand, der dringend behandelt werden muss. Der Zweijährige hat Glück im Unglück: Seine Mutter kann ihn ins Krankenhaus zu Ärzte ohne Grenzen im Osten des Niger bringen, wo Kinderärztin Dr. Faïza Ouedraogo und ihr Team ihn medizinisch versorgen. 

Niger, 2022

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Voller Einsatz

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Kinderärztin Dr.  Faïza Ouedraogo
Kinderärztin Dr. Faïza Ouedraogo aus Burkina Faso
© Oliver Barth/MSF

Auf der Intensivstation von Ärzte ohne Grenzen erhält Edriss über eine Magensonde therapeutische Nahrung. Und auch sein hohes Fieber und der schwere Durchfall werden behandelt. Seine Mutter Harira Mohamed weicht dabei nicht von seiner Seite.

"Es ist nicht einfach, jeden Tag mit Kindern zu arbeiten, die in Not sind. Oft geht uns das sehr nahe", sagt Dr. Faïza Ouedraogo. "Wir tun, was wir können, indem wir unser ganzes Herz, unsere ganze Energie und all unsere Fähigkeiten einsetzen, um sie zu retten." 

Diagnose

Mit Hilfe von farbcodierten Armbändern messen wir den mittleren Oberarmumfang eines Kindes. Eine einfache und schnelle Diagnose-Methode, die wir überall in unseren Einsätzen nutzen.

Behandlung

Basis der Therapie der Mangelernährung ist therapeutische Spezialnahrung als Milch oder Paste, die einen hohen Nährstoff- und Proteingehalt haben und somit viel Energie liefern.

Prävention

Dort, wo Mangelernährung regelmäßig auftritt, richten wir frühzeitig Ambulanzen ein, verteilen Nahrungsergänzungsmittel und kümmern uns z.B. um notwendige Impfungen.

Leben retten

In Niger behandeln unsere Teams an drei Orten Menschen aufgrund von Mangelernährung: in Diffa im Osten und in Magaria und Madarounfa im Süden des Landes. Die Patient*innen sind meist Kinder zwischen zwei und fünf Jahren. 

Ein Kind von Mangelernährung zu heilen dauert lange, aber ist nicht schwierig. Mit therapeutischer Spezialnahrung retten wir Leben.

Der zweijährige Edriss erholt sich in der liebevollen Obhut der Kinderärztin Dr. Faïza Ouedraogo langsam, aber stetig. Nach zehn Tagen kann er die Intensivstation verlassen und gewöhnt sich im nächsten Schritt wieder an festere Nahrung. "Es sieht gut für ihn aus, bald wird er nach Hause zurückkehren können", sagt Dr. Faïza Ouedraogo. "Zu sehen, wie ein Kind wieder gesund wird ist immer wieder sehr berührend. - Das ist es, was uns tröstet und jeden Tag aufs Neue motiviert." 

Die Behandlung von Mangelernährung im Krankenhaus dauert in der Regel zwei bis zwölf Tage. Danach setzen die Patient*innen ihre Behandlung weitere sechs bis acht Wochen ambulant fort - meist in einem Gesundheitszentrum etwas näher an ihrem Wohnort.

Eine Krise, die jedes Jahr wiederkehrt

Mangelernährung ist hier im Niger eine wiederkehrende Krise. Die Gründe dafür sind komplex: Die zunehmende Trockenheit im Sahel macht die Landwirtschaft schwierig. Die Ausbreitung der Wüste in Kombination mit dem Bevölkerungswachstum bedeutet, dass die Fläche überhaupt fruchtbaren Landes immer mehr Menschen ernähren muss. Außerdem treten Extremwetterereignisse zunehmend häufiger auf und vernichten immer wieder die Ernte.

Darüber hinaus sorgen auch Spekulationen auf dem Nahrungsmittelmarkt dafür, dass Lebensmittel knapp werden oder schlicht zu teuer sind. Und auch die Gewalt in der Region ist eine Ursache für Mangelernährung: Die Menschen fliehen vor bewaffneten Gruppen wie Boko Haram oder dem sogenannten Islamischen Staat oder wagen es nicht mehr, ihre Felder zu bestellen, weil das Risiko, dort überfallen oder entführt zu werden, zu groß ist.

Nicht zuletzt spielt auch eine Rolle, dass internationale Hilfsmittel in Richtung vermeintlich akuterer Krisen geleitet werden.

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Ärztin mit Stethoskop untersucht ältere Frau

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Über Ärzte ohne Grenzen

Seit 50 Jahren helfen wir Menschen in Not - entschlossen, professionell, menschlich. In dieser Zeit hat sich die Welt verändert und mit ihr auch Ärzte ohne Grenzen. Der Bedarf an humanitärer Hilfe jedoch ist geblieben - als langfristige Folge der Kolonialzeit und als direkte Auswirkung politischer Unruhen, Naturkatastrophen oder Epidemien.

Als internationale unabhängige Nothilfeorganisation leisten wir medizinische Nothilfe, in Ernährungskrisen wie im Niger, Somalia oder Kenia, versorgen Menschen in Kriegs- und Krisengebieten wie in Afghanistan oder dem Jemen. Auch bei Naturkatastrophen wie zuletzt in Pakistan oder Honduras helfen wir schnell und retten Leben, wenn Krankheiten wie Ebola, Cholera oder Malaria ausbrechen.

Überall dort, wo Menschenleben in Gefahr sind und humanitäre Hilfe dringend notwendig ist, sind unsere Mitarbeiter*innen im Einsatz. Zehntausende humanitäre Helfer*innen engagieren sich weltweit in mehr als 70 Ländern für Ärzte ohne Grenzen. Sie sind Ärzt*innen, Krankenpfleger*innen, Psycholog*innen, Verwaltungsmitarbeiter*innen und Logistikexpert*innen.

Für unser weltweites Engagement wurden wir 1999 mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.