Gewalt in der Demokratischen Republik Kongo - wir helfen Geflüchteten vor Ort und im Nachbarland Angola
Die anhaltende Gewalt in der Region Kasai in der Demokratischen Republik Kongo hat dazu geführt, dass die Menschen aus ihren Heimatorten fliehen – vielen von ihnen in das südlich angrenzende Angola. Ärzte ohne Grenzen hat allein in und um Kananga Stadt und in Tshikapa mehr als 4.200 Menschen medizinisch versorgt. In der Stadt Kananga, in der 750.000 Einwohner leben, wurden fast 200 Patienten versorgt. Ein Drittel von ihnen waren Überlebende von Gewalt, viele von ihnen hatten Schusswunden, Messerstiche oder Verletzungen durch Macheten davongetragen. In Angola sind wir in den beiden Flüchtlingslagern Mussengue und Cacanda aktiv.
In der Stadt Kananga, die in der Region Kasai Central liegt (Demokratische Republik Kongo), haben wir die chirurgische Trauma-Abteilung des Krankenhauses komplett renoviert. Die Kapazitäten der Betten wurden durch einen Anbau auf fast 50 erhöht. Unabhängig vom restlichen Krankenhaus arbeiten dort unsere Teams und bieten kostenlose medizinische Leistungen an: "Die Übereinkunft zwischen Ärzte ohne Grenzen und dem Gesundheitsministerium legt fest, dass das Krankenhaus und die mobilen Kliniken allein von uns betrieben werden. Waffen sind in den medizinischen Einrichtungen strengstens untersagt. Innerhalb der Einrichtung und während einer Verlegung darf kein Patient verhaftet werden. Der medizinischen Ethik entsprechen garantieren wir strenge medizinische Vertraulichkeit ", sagt unsere stellvertretende Landeskoordinatorin.
In Kananga und Umgebung sind wir zudem mit vier Teams aktiv. Sie haben bisher fast 2.760 medizinische Konsultationen für Geflüchtete abgehalten, die keine Unterkunft haben.
Kongo: In Kasai behandeln wir viele Menschen mit konfliktbedingten Verletzungen
Im Juni begannen wir auch im städtischen Teil von Tshikapa (Provinz Kasai) zu arbeiten, wo wir drei Gesundheitszentren und ein Krankenhaus unterstützen. Unser Angebot dort ist auf Notfälle ausgerichtet, zudem auf besonders bedürftige Gruppen: Kinder unter fünf Jahren, schwangere und stillende Frauen sowie Verwundete. Innerhalb eines knappen Monats haben wir bis zum 2. Juli in einem stationären und zwei ambulanten therapeutischen Ernährungszentren 266 mangelernährte Kinder behandelt. Wir hielten 787 Konsultationen mit Kindern unter fünf ab, assistierten bei 120 Geburten und behandelten 45 Menschen mit konfliktbedingten Verletzungen. Zudem betreuten wir fünf Fälle von sexueller Gewalt. In dieser Woche haben Teams zudem die Arbeit in der Peripherie von Tshikapa aufgenommen.
„Uns ist bewusst, dass wir nicht den ganzen Bedarf abdecken. Wir versuchen, unsere medizinische und humanitäre Hilfe auszuweiten”, sagt Nicholas Papachrysostomou, unser Notfallkoordinator in Tshikapa.
Angola: Hilfe für Geflüchtete aus dem Kongo
In der angolischen Provinz Dundo sind wir seit drei Monaten in den Flüchtlingslagern Mussengue und Cacanda aktiv. Dort leben mehr als 27.000 Menschen, die vor der Gewalt in der Demokratischen Republik Kongo aus Kasai geflohen sind. Unsere Teams haben bereits mehr als 12.000 medizinische Konsultationen abgehalten und unterstützen das Kinderkrankenhaus. Vor kurzem haben wir eine Impfkampagne abgeschlossen, bei der mehr als 5.000 Kinder u.a. gegen Masern, Gelbfieber und Kinderlähmung geimpft wurden. Zusätzlich haben wir uns um die Bereitstellung von Wasser gekümmert und angefangen, Latrinen einzurichten. Der Zugang zu Trinkwasser und Sanitäranlagen bleibt weiter ein großes Problem.
Ärzte ohne ist seit 35 Jahren in der Demokratischen Repubik Kongo aktiv, um medizinische Hilfe für jene zu leisten, die von Konflikten, Gewalt und Epidemien betroffen sind und ihr Zuhause verlassen müssen. Zurzeit sind wir in elf Provinzen des Landes aktiv. Wir waren mehrmals in der Region Kasai aktiv, zum Beispiel während der zwei Ebola-Ausbrüche in Kampungu in den Jahren 2007 und 2008 sowie 2007 zur Unterstützung der aus Angola ausgewiesenen Migranten und für mehrere Notimpfkampagnen.