Direkt zum Inhalt

Unsere Hilfe in der Demokratischen Republik Kongo

In der Demokratischen Republik Kongo (D.R. Kongo) hat die Zahl der Mpox-Infektionen des zentralafrikanischen Virustypen Klade I einen noch nie dagewesenen Höchststand erreicht. Inzwischen sind alle 26 Provinzen des Landes von der Epidemie betroffen. Gleichzeitig hält die im Osten seit Jahrzehnten andauernde Krise an:  Millionen von Menschen sind auf der Flucht vor der Gewalt. Das Ausmaß sexualisierter Gewalt ist dramatisch: In einem von uns veröffentlichten Bericht wird deutlich, dass es dort 2023 die mit Abstand höchsten Fallzahlen gab, die Ärzte ohne Grenzen je in einem Land zu verzeichnen hatte.  

Die Lebensbedingungen der Menschen im Osten des Landes sind äußerst problematisch - viele von ihnen leben in überfüllten Lagern. Die schlechten hygienischen Verhältnisse dort tragen nicht nur zur Ausbreitung von Mpox bei, sondern erhöhen auch das Risiko eines erneuten Choleraausbruchs.

So helfen wir

  • Wir unterstützen bei der Behandlung und Eindämmung von Mpox. 
  • Wir behandeln Kriegsverletzte in fünf von uns unterstützen Krankenhäusern. 
  • Wir unterstützen 32 Gesundheitszentren im ganzen Land. 
  • Wir bieten medizinische Konsultationen in den informellen Camps für Vertriebene an. 
  • Wir impfen gegen Cholera und Masern und behandeln Erkrankte
  • Wir unterstützen Überlebende sexualisierter Gewalt medizinisch und psychologisch.   
  • Wir behandeln Mangelernährung bei Kindern. 
  • Wir stellen Trinkwasser bereit und bauen Latrinen.
Image
Krisenkarte der Demokratischen Republik Kongo März 2024
Übersicht unserer Projekte im Osten der Demokratischen Republik Kongo
© MSF

Ihre Spende sichert medizinische Nothilfe weltweit.

Jetzt spenden

Mpox-Epidemie: Notlage international erklärt  

Die Viruserkrankung Mpox trittin der Demokratischen Republik Kongo regelmäßig auf, wobei in den vergangenen zwei Jahren ein zunehmender Anstieg der Infektionszahlen beobachtet wurde. Die Zahl der Fälle verdreifachte sich auf mehr als 14.000 im Jahr 2023. Im Laufe dieses Jahres hat sich die Lage weiter verschlechtert: Bisher wurden erneut mehr als insgesamt 20.000 Verdachtsfälle und bestätigte Krankheitsfälle gemeldet (Stand: 27.9.24). Es sind mittlerweile alle Provinzen des Landes betroffen. Erstmalig gibt es einen derart großen Ausbruch mit Klade I: Es sind viel mehr Menschen betroffen als bei früheren Ausbrüchen und die Infektionsketten sind viel länger. 

Unter anderem scheint eine neu aufgetretene Sublinie (Klade Ib) des zentralafrikanischen Virustypen (Klade I) zur verstärkten Ausbreitung beizutragen. Dies ist besonders gefährlich angesichts der enormen Bevölkerungsbewegungen in und aus der Demokratischen Republik Kongo und der Situation in den Camps.  

Die WHO erklärte den aktuellen Ausbruch zur “gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite”.  
Eine Impfung kann vor der Krankheit schützen. Impfstoffe sollen in den kommenden Wochen eintreffen. Die eingeschränkte medizinische Versorgung erschwert die Situation zusätzlich. Unsere Teams sind in den Provinzen Süd- und Nord-Kivu, Süd-Ubangi und Equateur, als auch im angrenzenden Land Burundi aktiv.

Mpox-Epidemie in Zentralafrika

Wissenswertes zu Mpox und mehr Informationen zu den Faktoren, die in der aktuellen Epidemie in der DR Kongo eine Rolle spielen, finden Sie auf unserer Seite zu Mpox.

Dramatische Zunahme sexualisierter Gewalt 

Im Jahr 2023 haben wir fast 29.000 Überlebende sexualisierter Gewalt behandelt – fast nur Frauen. Wir versorgten die Betroffenen kostenlos und vertraulich medizinisch und psychologisch. 

2024 spitzt sich die Situation zu: Allein in der Provinz Nord-Kivu unterstützten wir zwischen Januar und Mai 17.363 Überlebende sexualisierter Gewalt. Schon vor Ablauf der ersten Jahreshälfte machen diese Fälle bereits 69 Prozent aller Fälle von sexualisierter Gewalt aus, die wir 2023 in den fünf Provinzen Nord-Kivu, Süd-Kivu, Ituri, Maniema und Zentral-Kasai behandelt haben. Für die Frauen ist insbesondere gefährlich, dass sie die Camps verlassen müssen, um Nahrung oder Feuerholz zu suchen. Dabei sind sie einem erhöhten Risiko sexualisierter Gewalt ausgesetzt.

“Wir rufen nach Hilfe” - Sexualisierte Gewalt in der D.R. Kongo 2023

Der Bericht “We are calling for help” ("Wir rufen nach Hilfe") zeigt quantitativ und qualitativ, wie kritisch die Situation in der D.R. Kongo ist Zudem ist dort beschrieben, wie Ärzte ohne Grenze gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium Überlebende sexualisierter Gewalt behandelt.

Auf der Flucht vor Gewalt im Osten 

Die Geschichte der Demokratische Republik Kongo ist geprägt von Kolonialherrschaft, einer darauffolgenden Diktatur und bis heute währender Instabilität. Im Osten führen Kämpfe und interne Konflikte weiterhin zu Vertreibung und anhaltenden Krisen. Bevor dort die Gewalt zuletzt Ende Januar 2024 eskalierte, gab es zuvor bereits zwei Jahre anhaltende Gewalt. 1,6 Millionen Menschen wurden seit März 2022 vertrieben.

Eine Frau aus dem Bulengo-Camp am Rande von Goma, der Hauptstadt in der Provinz Nord-Kivu

Als wir auf den Feldern arbeiteten, wurden wir vergewaltigt. In der Klinik erhielt ich Medikamente und wurde untersucht. Mein Geheimnis blieb zwischen mir, dem Arzt und dem Psychologen. Ich schäme mich zu sehr, um darüber zu sprechen.

 

Asifiwe Seburo, 22, ist im siebten Monat schwanger und lebt im Vertriebenencamp Kanyaruchinya.
Asifiwe Seburo, 22, 7. Monat schwanger, im Vertriebenencamp Kanyaruchinya

Es ist wirklich schwierig, im Camp schwanger zu sein. Wir sind vier Personen, die in einer winzigen Hütte schlafen, die Latrinen sind oft voll, ich habe nicht genug zu essen... es ist ein täglicher Kampf.

D.R. Kongo Vertriebene Agrippine im Portrait
Agrippine, 53-jährige Witwe, im informellen Camp Rugabo-Stadion in Rutshuru

Ich bin mit meinem Kind zu Fuß nach Rutshuru gekommen, nach Zusammenstößen zwischen der kongolesischen Armee und der bewaffneten Gruppe M23. Ich habe noch nie eine Lebensmittelverteilung erhalten, weder die Schüsseln noch die Töpfe, nichts.

Umyerto Jencong Abemol, Vertreter der Vertriebenen im Gebiet Chawa.
Umyerto Jencong Abemol, Vertreter der Vertriebenen im Gebiet Chawa

Wir brauchen selbst die grundlegendsten Dinge, wie Plastikplanen für die Dächer der Unterkünfte, Lebensmittel, Kochutensilien und medizinische Versorgung für Erwachsene. Wir versuchen einfach zu überleben.

Cholera bekämpfen: Wasser und medizinische Versorgung für Vertriebene

Aufgrund der Kämpfe im Januar sind in nur 10 Tagen fast 250.000 Menschen vor den Kämpfen geflohen. Sie sind bei Gastfamilien und in bereits bestehenden, informellen Camps – sowie in neuen Lagern – vor allem westlich der Großstadt Goma unter.  Wir bieten in den Camps rund um Goma kostenlose medizinische Versorgung an. Als Reaktion auf den völligen Mangel an Trinkwasser bauten wir am Ufer des Kivu-Sees eine Wasserpump- und Chlorierungsstation, die täglich bis zu zwei Millionen Liter Trinkwasser pumpt und desinfiziert.

Unsere Teams impfen gegen Cholera und behandeln auch weiterhin gegen die gefährliche Magen-Darm-Infektion. Allein in den Provinzen Nord- und Süd-Kivu behandelten wir 2023 mehr als 18.600 Patient*innen. Doch wenn sich die hygienischen Bedingungen nicht verbessern, wird unsere medizinische Hilfe kaum Wirkung zeigen und Cholera sich sehr schnell wieder ausbreiten. Die prekären Lebensbedingungen führen zu einer alarmierend hohen Sterblichkeitsrate von Kindern unter fünf Jahren. Datenerhebungen aus dem Mai 2023 zeigen, dass beispielsweise im Camp in Elohim eines von vier Kindern wegen Mangelernährung behandelt wird.

Wasser- und Sanitärexpert*innen im Einsatz in Goma

Latrinen bauen, Wasser aufbereiten: Eugénie Banganyigabo Diane arbeitet als Mechanikerin in Goma und berichtet von ihrer Arbeit.

Zuletzt aktualisiert: 05.11.2024