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Offensive in Hawidscha vertreibt fast 14.000 Menschen

Fast 14.000 Menschen wurden durch die jüngste militärische Offensive in der irakischen Stadt Hawidscha in die Nachbarbezirke der Provinz Kirkuk vertrieben. Viele der Ankommenden sind in körperlich schlechter Verfassung und brauchen dringend Hilfe.

„Der Fluchtweg aus Hawidscha ist so gefährlich, dass man ihn die „Straße des Todes” nennt. Wir mussten eine schmale Straße zwischen einem Berg und dem Tal passieren. Viele Menschen starben auf dieser Straße. Manche fielen in den Abgrund. Unsere Flucht aus der belagerten Stadt dauerte 15, 16 Stunden“, berichtet in 37-jähriger Mann aus dem Süden Hawidschas.

„Wir haben Patienten in wirklich kritischem Zustand“

Wenn die Menschen eine der beiden Anlaufstellen im Norden oder Osten der Stadt erreichen, brauchen sie dringend Unterkünfte, medizinische Versorgung und Nahrung. Alleine zwischen dem 21. September und 5. Oktober kamen geschätzt 14.000 vertriebene Menschen in Debis, Maktab Khalid und in den Vertriebenenlagern in Daquq an. Seitdem haben unsere Teams in verschiedenen Einrichtungen in Kirkuk mehr als 3.200 medizinische Konsultationen für Menschen aus Hawidscha abgehalten. Unter den Patienten waren auch Kriegsverletzte, einer von ihnen war ein achtjähriger Junge. Ihre Verletzungen stammten alle von Explosionen durch Luftangriffe oder Minen.

Unsere Projektkoordinatorin in Kirkuk Tatiana Kotova erzählt: „Das Lager in Daquq ist zurzeit das einzige in der ganzen Provinz, das nach der Offensive auf Hawidscha noch Menschen aufnimmt. Es beherbergt rund 11.000 Vertriebene, die seit Oktober 2016 aus Hawidscha und Umgebung geflohen sind. Seit Januar 2017 bieten wir dort eine ambulante Station, die Behandlung von chronischen Krankheiten wie Diabetes und Bluthochdruck sowie psychologische Betreuung an.“ Kotova fügt hinzu: „Wenn die Menschen sich zur Flucht entscheiden, sind die meisten von ihnen schon sehr geschwächt. Dazu kommt die physisch und psychisch schwierige Flucht. Wir haben Patienten in wirklich kritischem Zustand.“

„Die Gesundheitssituation in Hawidscha war furchtbar“

In Hawidscha leben die Bewohner seit fast drei Jahren unter Belagerung. Ihnen fehlt es an Grundlegendem wie medizinischer Versorgung. Die Infrastruktur und die Einrichtungen funktionieren nicht richtig und humanitäre Hilfe kommt nicht an. „Wegen der Belagerung konnten unsere Teams nicht in die Gegend vordringen, aber wir arbeiten so nah wie möglich an den Fronten, um die ankommenden Kranken und Kriegsverletzten zu versorgen“, erzählt Kotova.

Ein 40-jähriger Mann erzählt: „Die Gesundheitssituation in Hawidscha war furchtbar. Es gab kaum noch Medikamente und die wenigen waren so teuer, dass wir sie uns nicht leisten konnten. Meine Mutter hat Bluthochdruck. Als wir keine Medikamente bekommen konnten, entschlossen wir uns fortzugehen.“

Seit November 2016 leisten wir mit mobilen Teams medizinische und Traumabehandlung für Menschen aus Hawidscha in Debis und Maktab Khalid. Vorwiegend führen wir ambulante Behandlungen durch und betreuen Patienten mit chronischen Krankheiten.

Schon vor der Offensive haben wir angefangen, die Notaufnahmen von zwei Krankenhäusern in Kirkuk mit Medikamenten und Material zu beliefern sowie staatliche Ärzte und Krankenpfleger in der Behandlung von Kriegsverletzungen auszubilden. Gleichzeitig versorgen wir Kriegsverletzte aus Hawidscha im Krankenhaus in Qayyarah. Unsere Teams kontrollieren zudem den Ernährungszustand der Neuankommenden in den Vertriebenenlagern in Qayyarah, um wenn nötig zu einzuschreiten.

Im Süden Hawidschas sind wir seit August 2016 in der Provinz Sala al-Din aktiv und bieten medizinische Ersthilfe im Lager Al Alam, wo 9.000 Vertriebene aus Hawidscha und Shirwat unterkommen.