27. November 2018 Jahresrückblick 2018 Pfadnavigation Startseite Unsere Arbeit Aktuelles und Berichte Jahresrückblick 2018 Wir blicken auf ein ereignisreiches Jahr 2018 zurück. Einige der bewegenden Momente aus unserer Arbeit mit Menschen in 70 Ländern weltweit teilen wir in unserem Rückblick. Borno ist eine Region in Nigeria, in der innovative Ideen bei der Nothilfe dringend benötigt werden. Die Rikschas setzen wir dort seit Anfang des Jahres ein, um auch durch enge Gassen fahren und unser Patienten und Patientinnen besser erreichen zu können. Das Foto entstand in der Stadt Gwoza, die in der Folge jahrelanger Konflikte von der nigerianischen Armee kontrolliert wird. Gewalt und häufige Ausgangssperren führen dazu, dass wir nicht immer medizinische Hilfe leisten können. Auch Ernährungskrisen und Naturkatastrophen wie Überschwemmungen erschüttern den Bundesstaat Borno. Als die Flammen das Haus von Yasamins Familie erreichten, konnte die Mutter ihre fünfjährige Tochter retten, doch das kleine Mädchen trug schwere Verbrennungen davon. Das Militär hatte Häuser im Dorf der Familie in Brand gesteckt. Sechs Monate nach Beginn der systematischen Gewalt gegen Rohingya in Myanmar suchen Hunderttausende Menschen Zuflucht in Bangladesch – darunter auch Yasamins Familie. Im Februar 2018 ist das Flüchtlingslager Kutupalong das größte der Welt. Mit 1,7 Millionen Toten pro Jahr ist Tuberkulose die tödlichste Infektionskrankheit der Welt. Zum Welt-Tuberkulose-Tag im März haben wir daher die deutsche Bundesregierung aufgefordert, sich stärker für den Kampf gegen Tuberkulose einzusetzen. Obwohl es neue, wirksame Medikamente gibt, die geringere Nebenwirkungen haben, können die meisten Patienten und Patientinnen sie nicht erhalten. Sie müssen weiterhin mit den alten Therapien behandelt werden, die zu schrecklichen Nebenwirkungen wie Hörverlust, Depressionen und Nierenversagen führen können. In Südsudan nimmt die Gewalt gegen Zivilisten seit Ende April immer weiter zu. Tausende Menschen, die Gewalt überlebt haben und aus ihren Dörfern fliehen mussten, verstecken sich in Wald- und Sumpfgebieten. Mit mobilen Kliniken wie dieser erreichen wir die Menschen auch in entlegenen Regionen. Im Mai werden wir Zeuge einer Reihe von Luftangriffen auf Sanaa in Jemen: In zwei der von uns unterstützen Krankenhäuser behandeln wir 72 Verletzte, sechs Menschen sterben auf dem Weg in die Kliniken. Einer der Verletzten ist Hussein. Auf dem Weg zur Arbeit wurde er an Kopf, Rücken und Armen von Granatsplittern getroffen. Der verheerende Krieg dauert bis heute an. „Lieber auf dem Meer sterben als zurück nach Libyen.“ Diese Aussage hören unsere Rettungsteams auf dem Mittelmeer in diesem Jahr oft. Wie häufig der Tod im Meer zur schrecklichen Realität wird, zeigt sich im Juni erneut: Mit 220 Ertrunkenen erleben wir die bis dahin tödlichste Woche auf dem Mittelmeer. Gleichzeitig werden 2.000 Menschen auf See abgefangen und nach Libyen zurückgezwungen – wo ihnen willkürliche Inhaftierung, Gewalt, Erpressung und Folter drohen. Im Tschad haben die Menschen jedes Jahr mit einer langen Trockenzeit zu kämpfen. Von Mai bis September leider Hunderttausende Menschen in der Region unter extremer Ernährungsunsicherheit. Auch die Zahl mangelernährter Kinder ist hoch. Obwohl größere Städte von Ernährungskrisen seltener getroffen werden, ist das Ernährungszentrum der Hauptstadt von Tschad, N’Djamena, völlig überfüllt. Deshalb eröffnen wir im Juli in Kooperation mit dem Gesundheitsministerium ein zusätzliches therapeutisches Ernährungszentrum. Hitze, Gestank, verfaultes Essen: Das Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos ist ein Ort des Schreckens. Tausende Menschen sitzen hier auch im August 2018 fest – bis heute. Denn die EU schottet sich ab von Geflüchteten und versucht die ehemalige Balkanroute mit aller Macht zu schließen. Im September kann unser Rettungsschiff Aquarius zum letzten Mal auslaufen, um im Mittelmeer Menschenleben zu retten. Gleichzeitig ertrinken allein in diesem Jahr bisher mehr als 2.000 Menschen im Mittelmeer (Stand November 2018). In den folgenden Monaten wird die humanitäre Mission unseres gemeinsam mit SOS Mediterranee betriebenen Schiffes von europäischen Regierungen, u.a. der italienischen, blockiert. Im Dezember sind wir schließlich gezwungen, den Rettungseinsatz der Aquarius zu beenden. Doch solange Menschen im Mittelmeer ertrinken oder in Libyen festsitzen, werden wir weiter versuchen ihnen medizinische und humanitäre Hilfe zu leisten. Eingesperrt auf einer Insel mitten im Ozean: Seit fünf Jahren interniert die australische Regierung Geflüchtete für unbestimmte Zeit auf der Insel Nauru. Die Menschen sind verzweifelt. Viele reagieren mit Suizidversuchen oder Selbstverletzungen. „Wir sind besonders schockiert, wie viele Kinder sich wegen ihres Traumas sozial zurückziehen. Ihr Zustand hat sich so weit verschlechtert, dass sie oft nicht mehr essen, trinken oder zur Toilette gehen,“ berichtet unsere Psychiaterin Beth O’Connor. Im Oktober mussten wir auf Druck Australiens unsere psychosoziale Hilfe einstellen und die Insel verlassen. Dass es inmitten von Chaos und Krieg auch Momente der Hoffnung gibt, hat uns 2018 Hebamme Adele Yazando Priska gezeigt. Sie arbeitet in der größten Geburtsstation der Zentralafrikanischen Republik, wo 2018 die Gewalt erneut eskalierte. In der Stadt Bangui hat sie dabei geholfen, mehr als 5.000 Babys zur Welt zu bringen. Trotz einer der höchsten Sterblichkeitsraten für Mütter und Kinder der Welt gibt sie nicht auf: „Hebamme zu sein ist eine Berufung. Wir sind fest entschlossen weiterzumachen." 2018 erlebt die Demokratische Republik Kongo den größten Ebola-Ausbruch ihrer Geschichte. Auch im Dezember ist der Ausbruch noch nicht unter Kontrolle. Täglich werden neue Verdachtsfälle gemeldet. Aufgrund der schlechten Sicherheitslage in einem Konfliktgebiet und immer wieder aufflammenden Kämpfen können Erkrankte nur schwer erreicht und behandelt werden. Das macht diesen Ebola-Ausbruch auch für uns zu einer besonders komplizierten Herausforderung.