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Leben unter täglichen Luftangriffen im Norden des Landes - Fotostory

Seit Dezember 2017 hat die von Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten geführte internationale Koalition ihre Luftangriffe gegen die Huthis im Regierungsbezirk Saada im Nordwesten des Jemen intensiviert. Ein Drittel der 541 Luftangriffe, die im Dezember vom Yemen Data Project* aufgezeichnet wurden, galten dem Bezirk. Die Geschichten, die Patienten im Krankenhaus erzählen, geben einen Einblick in die schrecklichen Zustände, die die Menschen seit mehr als drei Jahren Konflikt erleben. Viele Familien sind von humanitärer Hilfe abhängig, um zu überleben. 

 

(*Informationen, die vom Yemen Data Project bereitgestellt werden, stammen aus zahlreichen Quellen und werden systematisch überprüft. Wenn keine unabhängigen Daten verfügbar sind, werden sie anhand von Quellen von entgegengesetzten Seiten des Konflikts geprüft, um sicherzustellen, dass die Berichterstattung so präzise und unparteiisch wie möglich ist.)

Ärzte ohne Grenzen Jemen Luftangriffe
Nur wenige Kilometer von der Front entfernt liegt das Dorf Haydan im Regierungsbezirk Saada. In der bergigen Region gibt es kaum medizinischen Einrichtungen. Unser dortiges Krankenhaus war 2015 von saudischen Kampfflugzeugen bombardiert und zerstört worden. Wir kehrten im März 2017 in die Klinik zurück.
© Agnes Varraine-Leca/MSF
Ärzte ohne Grenzen Jemen Luftangriffe
Bis zur Eröffnung des neuen Krankenhauses setzen wir unsere Arbeit im alten Gebäude, das auf dem Bild zu sehen ist, fort. Wir versorgen isolierte Gemeinden in Haydan und in der umliegenden abgeschiedenen Region. Die nicht abreißende Folge von Luftangriffen bringt Transportprobleme mit sich: So kommen Kriegsverletzten spät in unserem Krankenhaus in Haydan an und befinden sich oft in einem kritischen Zustand.
© Agnes Varraine-Leca/MSF
Ärzte ohne Grenzen Jemen Luftangriffe
Mohammad war auf dem Weg zum Freitagsgebet in die Moschee, als er in der Nähe der Huthi-Hochburg Maran im Norden des Jemen getroffen wurde. „Ich ging die Straße entlang, als nächstes bin ich dann hier aufgewacht. War es eine Bombe oder eine Rakete? Ich habe absolut keine Ahnung", sagt er. In der Notaufnahme unseres Krankenhauses in Haydan behandeln wir viele Menschen wie Mohammad, die Schrapnellverletzungen erlitten.
© Agnes Varraine-Leca/MSF
Ärzte ohne Grenzen Jemen Luftangriffe
Im Jahr 2017 wurden fast 7.000 Menschen in der Notaufnahme des Krankenhauses behandelt. Davon waren 44 Prozent Kinder unter fünf Jahren und 41 Prozent Frauen. Zu ihnen gehören auch Kinder wie Zahra – im Bild mit ihren Eltern zu sehen -, die an Atemwegsbeschwerden leidet. Bei Kindern zählen Atemwegsinfektionen, Durchfallerkrankungen und Anämie zu den häufigen Gründen einer Aufnahme.
© Agnes Varraine-Leca/MSF
Ärzte ohne Grenzen Jemen Luftangriffe
Die Luftschläge treffen Militärstandorte und Huthi-Checkpoints ebenso wie öffentliche Gebäude, Märkte und Zivilautos. Straßen werden routinemäßig ins Visier genommen. Das Bild zeigt das Ausmaß an Zerstörung auf der Strecke von Khamer nach Saada. „Dies beeinträchtigt unsere Möglichkeit, Patienten in Krankenhäuser nach Saada zu bringen. Es kann zu Verzögerungen kommen, und oft handelt es sich um Leben oder Tod“, erklärt Frédéric Bonnot, unser Projektkoordinator in Haydan.
© Agnes Varraine-Leca/MSF
Ärzte ohne Grenzen Jemen Luftangriffe
Raydah hat drei Kinder. Sie kam ins Krankenhaus nach Haydan, weil ihr Sohn Mohammad seit mehreren Wochen an Anämie leidet. Er hat Fieber und weigert sich zu essen. Sie kamen mit dem Motorrad und gaben dem Fahrer eine Benzinflasche (300 YER = ca. 1 Euro), um den Transport zu bezahlen. Transportkosten sind nach wie vor ein großes Hindernis für Jemeniten, die medizinische Hilfe benötigen. So haben beispielsweise 1,25 Millionen Regierungsangestellte seit August 2016 kein Gehalt mehr erhalten.
© Agnes Varraine-Leca/MSF
Ärzte ohne Grenzen Jemen Luftangriffe
Eine weitere, etwas weniger sichtbare Folge des Krieges sind die seit 2015 stark angestiegenen Warenpreise, insbesondere für Rohstoffe. Diese Situation belastet das tägliche Leben der Menschen im Jemen stark. Auf dem Bild sind Kinder der Familie Ghani vor dem Eingang ihres Zuhauses zu sehen, das während der Angriffe in der Region Saada zwischen 2004 und 2010 bombadiert wurde.
© Agnes Varraine-Leca/MSF
Ärzte ohne Grenzen Jemen Luftangriffe
Damals wurden in Maran Unterkünfte gebaut, in denen die Menschen bei Luftangriffen Zuflucht suchen konnten. In den Berg gegrabene Tunnel führen zu Höhlen, die niedriger als ein Meter sind. Auch Abdullah Ghani nutzt diese Unterkunft immer noch mit seiner Familie, wenn die Bombardierung heftig ist: „Selbst jetzt haben wir Angst, weil unser Haus beschädigt ist. Wir sorgen uns, dass es zusammenstürzen wird, aber wir haben nicht das Geld, es wieder aufzubauen.“
© Agnes Varraine-Leca/MSF