Jemen 12. Januar 2017 „Jetzt fühlen wir uns nicht mehr sicher. Dabei wollen wir nur arbeiten und in Frieden leben“ - Fotostory Pfadnavigation Startseite Unsere Arbeit Aktuelles und Berichte „Jetzt Fühlen Wir Uns Nicht Mehr Sicher. Dabei Wollen Wir Nur Arbeiten und In Frieden Leben“ - Fotostory Im Jemen kommen täglich Dutzende Patienten und Patientinnen in unsere medizinischen Einrichtungen. Wegen der angespannten Bürgerkriegssituation ist der Gebrauch von Waffen weit verbreitet, und Menschen werden auch weitab von Feuergefechten verletzt. Manchmal wird im Jemen anlässlich privater Feierlichkeiten in die Luft geschossen. Es kommt vor, dass auch dabei Unbeteiligte verletzt werden. Oftmals wissen die Betroffenen also noch nicht einmal, wer sie verletzt hat. Ein Beispiel für eine medizinische Einrichtung, in der wir arbeiten, ist das General Rural Hospital im Gouvernement Ibb. Es ist für fast 430.000 Menschen zuständig – hinzu kommen die Vertriebenen, die vor dem Bürgerkrieg aus dem benachbarten Gouvernement Taiz geflohen sind. Bevor Ärzte ohne Grenzen im vergangenen Jahr mit der Arbeit in diesem Krankenhaus begann, war es finanziell so schlecht ausgestattet, dass dort kaum sinnvoll gearbeitet werden konnte. Neben der umfangreichen medizinischen Arbeit, die wir leisten, werden wir 2017 zusätzlich mit einem Programm zur psychologischen Unterstützung beginnen. In der Notaufnahme: Ärzte und Pflegepersonal stabilisieren ein Baby. 30 bis 45 Patienten und Patientinnen versorgen wir dort täglich. Wir unterstützen auch die Arbeit im Operationssaal, im stationären Bereich und versorgen die Mutter- und Kindstation sowie die Ambulanz mit Medikamenten und Ausrüstung. Außerdem liegt das Management des Labors, des Röntgen- und des Physiotherapiebereichs bei uns. Einer unserer Krankenpfleger versorgt ein junges Mädchen, die 12-jährige Sheima aus Taiz. Sie erlitt eine Durchschusswunde in der Bauchregion, die ihre Wirbelsäule verletzte. Sheima ist daher gelähmt. Sie wird nun zur Weiterbehandlung in das Al-Thawra-Krankenhaus in Ibb überstellt. Die sechs Tage alte Fadia Akram wurde in der Neugeborenen-Station aufgenommen, weil sie an einer fiebrigen Infektion leidet und deswegen auch kaum Nahrung zu sich nimmt. Die meisten Babys, die wir dort betreuen, leiden an Gelbsucht, Lungenentzündung, Dehydrierung, Fieber oder nehmen zu wenig Nahrung zu sich. Mohammed Amin ist 13 Jahre alt. Hier sitzt er im Hof des Krankenhauses und hört begeistert Musik. Seine Familie brachte ihn zu uns, nachdem er zuvor in einem anderen, privaten Krankenhaus gelegen hatte. Er hatte Verbrennungen erlitten - vor allem an seinem Oberkörper -, nachdem ein Generator im Bauernhof seines Vaters Feuer gefangen hatte. Seine Mutter sagt: „Hätte er in dem Krankenhaus bleiben müssen, wären bereits nach einem Monat all unsere Ersparnisse aufgebraucht gewesen.“ Mohammeds Familie hatte davon gehört, dass bei uns die Behandlung kostenlos ist und brachte ihn anschließend zu uns. Abdulrahman gehört zu den vielen Patienten, die durch ein Geschoss verletzt wurden. Der 45-jährige Mann aus Taiz verkauft Holz an Menschen, die sich den Kauf von Gasflaschen nicht leisten können. Damit verdient er monatlich weniger als 50 US-Dollar. Am 20. Dezember des vergangenen Jahres hielt er sich mit seiner 8-jährigen Tochter auf einem Gelände auf, um Holz zu sammeln. Währenddessen traf ein Geschoss seine Brust. Es war niemand da, um Erste Hilfe zu leisten oder ihn in ein Krankenhaus zu bringen. Für die Fotoaufnahmen wollte Abdulrahman die Kleidung anziehen, die er anhatte, als er verletzt wurde. Er trug dieses schwarze Jackett. Nachdem Abdulrahman getroffen worden war, konnte er nicht mehr tun, als seinen Schal um seine Brust zu wickeln, um die Blutungen zum Stillstand zu bringen. In Begleitung seiner Tochter lief er 20 Minuten, bis sie endlich eine Apotheke fanden. Der Apotheker leistete dann Erste Hilfe. Anschließend wurde er in das General Rural Hospital eingeliefert. Er wurde operiert. Nach fünf Tagen ging es ihm besser und wir konnten ihn entlassen. Er sagt: „Vor dem Krieg konnten wir arbeiten und unsere Familien ernähren. Jetzt fühlen wir uns nicht mehr sicher. Dabei wollen wir nur arbeiten und in Frieden leben.“