Cholera-Anstieg im Nordosten von Kenia befürchtet: Wasser- und Sanitärbedingungen unzureichend
Im Hinblick auf die nahende Regenzeit warnt Ärzte ohne Grenzen vor der Gefahr einer Zunahme der Cholera-Erkrankungen in Wajir im Nordosten Kenias. Zurzeit ist die Anzahl der Patienten im Cholera-Behandlungszentrum des dortigen Krankenhauses stabil. Um einen erneuten Anstieg zu verhindern, dringt die Organisation jedoch auf eine umgehende Verbesserung der sanitären Einrichtungen.
Seit Juli 2015 wurden im Krankenhaus von Wajir 2.566 Patienten und Patientinnen behandelt. 39 von ihnen sind an Cholera gestorben. Zurzeit trocknen viele Wasserquellen in der Region aus, und der Mangel an angemessenen Sanitäranlagen bildet einen optimalen Nährboden für eine weitere Ausbreitung der Krankheit.
„Der Ausbruch macht Kenia bereits seit mehr als einem Jahr zu schaffen. Er ist noch lange nicht vorüber, erklärt unser Landeskoordinator Charles Gaudry. „Auch wenn die Anzahl der Patienten abgenommen hat, werden die für März und April erwarteten Regenfälle die Zahlen voraussichtlich wieder in die Höhe treiben. Einerseits müssen umfangreichere Sofortmaßnahmen ergriffen werden, andererseits braucht es auch langfristige Investitionen, um das hohe Risiko eines weiteren Cholera-Anstiegs einzudämmen.“
Während der Regenfälle im vergangenen Jahr waren Cholerafälle angestiegen
Unsere Notfall-Teams hatten bereits kurz nach dem Ausbruch der Cholera-Epidemie in Wajir mit der Arbeit begonnen. Zu ihnen gehörten auch kenianische Kollegen und Mitarbeiter somalischer Herkunft aus Nairobi bzw. dem Flüchtlingslager Dadaab. Wir führten mit den Gesundheitsbehörden des Landkreises Wajir eine Kampagne zur Gesundheitsförderung durch und verteilten Wasserreinigungskits an mehr als 5.700 Familien. Als während der Regenfälle im Dezember die Cholerafälle deutlich anstiegen, erhöhten wir die Anzahl der Mitarbeiter im Cholera-Behandlungszentrum.
Inzwischen ist das Personal von Ärzte ohne Grenzen wieder zurück in Nairobi und Dadaab. Wir sind jedoch bereit, die Gesundheitsbehörden in Wajir bei einem nochmaligen Anstieg der Cholera-Erkrankungen erneut zu unterstützen.
Cholera-Einsatz in Dagahaley (Dadaab) beendet
Auch weiter südlich, im Landkreis Garissa, kam es im Flüchtlingslager Dadaab zu einem Cholera-Ausbruch. Seit November 2015 wurden unter den 330.000 dort lebenden somalischen Flüchtlingen 1.566 Cholera-Erkrankungen registriert. Die Lebensbedingungen im Lager sind prekär.
Da die Neuerkrankungen abnehmen, schließen wir das Cholera-Behandlungszentrum, das im zu Dadaab gehörenden Lager Dagahaley eingerichtet worden war. 633 Patienten und Patientinnen wurden dort behandelt. Neue Patienten werden nun auf der Isolierstation im Krankenhaus behandelt.
Seit Beginn des Cholera-Ausbruchs in Kenia Ende 2014 erfasste das Gesundheitsministerium im ganzen Land mehr als 10.000 Fälle. Ärzte ohne Grenzen arbeitet eng mit den Gesundheitsbehörden in 17 Landkreisen zusammen und unterstützt sie bei der Behandlung der Patientinnen und Patienten sowie bei Maßnahmen zur Bekämpfung der Epidemie.
Cholera ist eine akute Magen-Darm-Infektion, die durch das Bakterium Vibrio cholerae verursacht wird. Cholera tritt häufig auf, wenn viele Menschen auf engem Raum in schlechten sanitären Verhältnissen leben und keinen sicheren Zugang zu sauberem Wasser haben. Heftiger Durchfall und Erbrechen können schnell zu völliger Austrocknung und zum Tod der Patienten führen. Cholera ist einfach und wirksam zu behandeln, falls dies frühzeitig genug geschieht. Die Behandlung besteht darin, die ausgeschiedene Flüssigkeit und die fehlenden Elektrolyten zu ersetzen. Die Patienten erhalten eine Rehydrationslösung, die ihnen oral oder ggf. intravenös verabreicht wird.