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Kiribati: Wenn das Meer immer näherkommt

Eines ist für Joanne Clarke deutlich: Es ist schwierig, den starken Zusammenhang zwischen den Auswirkungen der Klimakrise und der sich verschlechternden Gesundheit der Kinder auf dem Inselstaat Kiribati zu ignorieren:

Das Vordringen des Meeres - insbesondere auf der Hauptinsel Tarawa - führt dazu, dass die Menschen unter zunehmend beengten und unhygienischen Bedingungen leben müssen.”
- unsere Kinderärztin Joanne Clarke

Für die Bewohner*innen Kiribatis wird es immer enger. Viele Menschen, die auf kleinem Raum zusammenleben, bedeutet, dass sich Infektionskrankheiten wie Tuberkulose, Durchfall- oder Hauterkrankungen schnell und ungehindert ausbreiten können.  

Eine der höchsten Sterblichkeitsraten bei Kindern – weltweit  

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Ein fünf Monate altes Kind wird von einer Kinderärztin in Kiribati untersucht.
Dr. Meritima und Dr. Clarke untersuchen ein fünf Monate altes Kind mit Bronchiolitis im Tungaru Zentralkrankenhaus.
© MSF

Seit Mitte Januar arbeitet die Kinderärztin Joanne Clarke in der Hauptstadt von Kiribati, South Tarawa. Das Land hat eine der höchsten Sterblichkeitsraten bei Kindern unter fünf Jahren weltweit. In das von uns unterstützte Krankenhaus kommen derzeit immer mehr Kinder mit akuter Mangelernährung und starkem Durchfall. Diese Kombination aus Symptomen ist extrem gefährlich: "Kinder mit Mangelernährung sind so anfällig, dass ein einziger Durchfall ausreicht, um sie so weit zu bringen, dass sie im Krankenhaus behandelt werden müssen”, so Clarke. Mangelernährung hat zudem gravierende Folgen für die Entwicklung von Kindern und schwächt das Immunsystem.  

Dieser Anstieg von Durchfallerkrankungen und Mangelernährung kann unter anderem auf den ansteigenden Meeresspiegel zurückzuführen sein. Das Salzwasser aus dem Meer steigt so stark an, dass es sich mit dem Grundwasser auf der Insel mischt. Das ist für die Menschen auf Kiribati ein großes Problem, da so ihr Grundwasser verschmutzt und damit eigentlich unbenutzbar wird. Doch durch ausbleibenden Regen, den die Bewohner*innen normalerweise auffangen und für ihren Alltag nutzen, sind sie gezwungen, auf das verschmutze und brackige Wasser in offenen Brunnen zuzugreifen - die Folge sind Durchfallerkrankungen. 

Nicht nur Mangelernährung ist ein Problem  

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Eine Person am Strand vor einem gebrochenen Deich auf Kiribati
Ein gebrochener Deich erinnert konstant an die Präsenz und Macht des Meeres.
© MSF

"Durch den hohen Salzgehalt des Wassers versalzt auch der Boden, sodass die Menschen kein frisches Gemüse anbauen können und keinen Zugang zu sauberem Wasser haben.” Dies verschärft die Ernährungsunsicherheit weiter. Die Menschen sind auf importierte Lebensmittel angewiesen, die oft sehr zuckerhaltig und ungesund sind. “Die schlechte Ernährung trägt wiederum zu einer hohen Diabetesrate bei Erwachsenen bei, parallel zu einer zunehmenden Mangelernährung, insbesondere bei Kindern.”  

Da sich das Land über ein riesiges geografisches Gebiet erstreckt - größtenteils über den Ozean - ist der Zugang zu einer grundlegenden medizinischen Versorgung oft erschwert. Besonders gefährdet sind dadurch schwangere Frauen und Kinder. Wir unterstützen die Gesundheit von Müttern und Neugeborenen auf der Hauptinsel Tarawa sowie auf den abgelegenen südlichen Gilbert-Inseln. 

Die Klimakrise ist eine humanitäre Krise

Die Klimakrise hat Folgen für die Gesundheit. Deshalb passen wir unsere Projekte an und setzen uns für Klimagerechtigkeit ein.