Hunderte Verletzte und zu wenig medizinische Versorgung in Ost-Ghuta
Hunderte bei massiven Bombenangriffen und Beschuss verletzte Menschen in Ost-Ghuta haben keinen Zugang zu ausreichender medizinischer Versorgung. Fünf von Ärzte ohne Grenzen unterstützte Feldkrankenhäuser in der östlich von Damaskus gelegenen belagerten Enklave haben zwischen dem 14. und 26. November auf 24 Massenanfälle von Verletzten reagiert. Allein diese fünf medizinischen Einrichtungen melden insgesamt mehr als 570 Verletzte und 69 Tote. Rund ein Viertel der Verletzten und Toten sind Frauen und Kinder unter 15 Jahren. Aufgrund der Bombardierung, des Beschusses sowie der Angst vor Angriffen ist die medizinische Versorgung in Ost-Ghuta stark reduziert.
„Medizinische Versorgung für Männer, Frauen und Kinder wird in dieser Zeit des heftigen Konflikts besonders dringend benötigt“, sagt Bertrand Perrochet, Projektleiter bei Ärzte ohne Grenzen. „Aber die Einrichtungen in Ost-Ghuta sind derzeit völlig überlastet. Viele riskieren gar nicht erst den Versuch, eine Klinik zu erreichen. Wer es doch schafft, muss dann vielleicht feststellen, dass die Klinik aus Angst vor Bombenangriffen den Betrieb eingeschränkt hat. Viele Einrichtungen verbrauchen derzeit sehr große Mengen an medizinischem Material, und es wird schwierig sein, diese Vorräte wieder aufzufüllen.“
Ein großes Feldkrankenhaus, das Ärzte ohne Grenzen seit dem Jahr 2013 unterstützt, wurde am 20. November von zwei Raketen getroffen. Ein Wassertank und ein Solar-Panel wurden dabei zerstört, die stationäre Abteilung beschädigt und ein Krankenwagen ist nicht mehr nutzbar.
Nachschub an medizinischem Material in der Region dringend benötigt
Zusätzlich zur regelmäßigen Unterstützung von 21 Einrichtungen in der Region mit medizinischen Hilfsgütern hatte Ärzte ohne Grenzen dort ein Reservelager für kritische Zeiten angelegt. Diese Vorräte werden jetzt sehr schnell aufgebraucht. Blutkonserven, Dextrose-Infusionsbeutel, große Untersuchungshandschuhe, Jod und Antibiotika für Kinder sind fast völlig verbraucht. Aus den meisten Einrichtungen, mit denen Ärzte ohne Grenzen in Kontakt steht, kommt die Nachricht, dass sie Nachschub an medizinischem Material benötigen – nicht nur zur Versorgung von Verwundeten, sondern auch zur Behandlung kranker Patienten.
“Mediziner und ihre Patienten müssen in Krankenhäusern und Kliniken sicher sein”
Die allgegenwärtige Angst, bei den nahezu ununterbrochenen Angriffen getroffen zu werden, führt dazu, dass sowohl Patienten als auch Mitarbeiter der medizinischen Einrichtungen zu Hause bleiben. Viele Patienten erhalten so nicht die benötige Hilfe, und das medizinische Personal ist noch stärker reduziert als ohnehin.
„Die von uns unterstützten Mediziner und ihre Patienten müssen in Krankenhäusern und Kliniken sicher sein“, sagt Perrochet. „Doch selbst wenn die Menschen es in eine medizinische Einrichtung schaffen und dort sicher sein können, werden die Mediziner immer weniger Leben retten können, wenn die nötigen medizinischen Hilfsgüter nicht dringend aufgestockt werden.“