Antibiotikaresistenzen
Antibiotika haben die Medizin im 20. Jahrhundert revolutioniert: Viele Krankheiten bedeuteten plötzlich kein Todesurteil mehr, sondern konnten behandelt und geheilt werden. Was aber, wenn die Medikamente ihre Wirkung verlieren und resistente und multiresistente Erreger (MRE) entstehen? - Dann ist prinzipiell jeder gefährdet, denn Infektionen mit resistenten Erregern lassen sich meist schwieriger behandeln und können einen komplizierteren Verlauf nehmen. Einfache Schnittverletzungen und leicht zu behandelnde Krankheiten könnten dann wieder tödlich enden.
Antibiotikaresistenzen sind daher eine der größten Herausforderungen für die globale Gesundheit unserer Zeit.
Unsere medizinische Hilfe gegen Antibiotikaresistenzen
- Wir behandeln Menschen, die sich mit (multi)resistenten Erregern infiziert haben.
- Wir informieren über den sachgemäßen Einsatz von Antibiotika und klären über die Risiken von Antibiotikaresistenzen auf.
- Wir bieten Trainings für Gesundheitspersonal an, um die Infektionsprävention und –kontrolle zu verbessern.
- Wir betreiben in verschiedenen Ländern Labore, in denen Bakterien und ihre Resistenzen genau bestimmt werden können.
- Wir haben “Antibiogo” entwickelt, ein diagnostisches Hilfsmittel zur Bestimmung von Bakterien, das Ärzt*innen unterstützt, die wirksamsten Antibiotika zu verschreiben.
- Wir betreiben in unseren Projekten Infektionsprävention und –kontrolle und können so weiteren Infektionen vorbeugen und die Ausbreitung von (multi)resistenten Erregern verhindern.
Wissenswertes über Antibiotikaresistenzen
Was sind Antibiotikaresistenzen und wie entstehen sie?
Antibiotikaresistenzen kommen natürlich vor, aber die inflationäre Anwendung und der Missbrauch von Antibiotika bei Mensch und Tier beschleunigt diesen Prozess zusätzlich.
Wie entstehen Antibiotikaresistenzen in der Umwelt? Bakterien können sich gegen Antibiotika schützen, die von anderen Mikroorganismen, wie z.B. Pilzen produziert werden. Durch natürliche Mutationen im Erbgut der Bakterien oder durch Aufnahme von Resistenzgenen aus der Umgebung, die Bakterien untereinander austauschen und dabei weitergeben, entstehen Antibiotikaresistenzen. Bakterien können mehrere Resistenzgene aufnehmen, die sie gegen verschiedene Antibiotika schützen. So entstehen mehrfach- bzw. multiresistente Erreger (MRE), die verschiedenen Antibiotika widerstehen können.
Durch den Einsatz von Antibiotika in der Medizin entsteht ein Selektionsdruck: Bakterienstämme, die eine Resistenz gegenüber dem Antibiotikum besitzen, überleben, können sich weiter vermehren und ausbreiten. Wenn Antibiotika daher zu oft, über einen zu langen Zeitraum oder unsachgemäß angewandt werden, begünstigt das die Entstehung und Verbreitung von resistenten Erregern.
Ein bedachter und gezielter Einsatz von Antibiotika ist daher wichtig, um die Entstehung von Antibiotikaresistenzen zu verlangsamen.
Wie infiziert man sich mit resistenten oder multiresistenten Erregern?
Resistente oder multiresistente Erreger werden durch direkten oder indirekten Kontakt zwischen Menschen, zwischen Menschen und Tieren und auch aus der Umwelt übertragen.
In Gesundheitseinrichtungen ist das Risiko, sich mit resistenten Erregern zu infizieren, besonders hoch. Zum einen, weil dort Antibiotika angewandt werden, zum anderen, weil Menschen dort generell krank und damit anfälliger sind.
Menschen, die viel Kontakt mit Stalltieren haben wie Landwirt*innen oder Tierärzt*innen übertragen häufig die resistenten Erreger von diesen Tieren auf andere Menschen und sind so selbst einem erhöhten Risiko ausgesetzt.
Multiresistente und resistente Erreger kommen aber auch in Wildtieren sowie in Gewässern und im Erdreich vor und können bei Kontakt auf den Menschen übergehen.
Die Vermehrung resistenter Erreger wird nach Einnahme von Antibiotika im Darm begünstigt (Selektionsdruck). Resistenzgene können zudem zwischen Bakterien ausgetauscht werden, z.B. in Biofilmen [1] oder auch im Darm. Auch wenn man selbst dadurch nicht krank wird, können resistente Bakterien ausgeschieden und weiter übertragen werden.
[1] Ein Biofilm entsteht, wenn sich Bakterien auf einer Oberfläche von zum Beispiel Prothesen zusammenfinden und eine Schicht bilden, die oft, zum Beispiel mit Medikamenten, nur noch schwer zu durchbrechen ist.
Wann ist eine Infektion mit (multi)resistenten Erregern gefährlich?
Für gesunde Menschen sind (multi)resistente Erreger in der Regel harmlos, sie können diese in sich tragen, ohne selbst zu erkranken. Sie können die Erreger jedoch weiter übertragen.
Gefährlich ist eine Infektion mit einem (multi)resistenten Erreger für Menschen, deren Abwehr geschwächt ist. Bei ihnen besteht die Gefahr, Infektionen zu entwickeln, die schwerer zu behandeln sind.
Das Risiko, sich mit einem MRE zu infizieren, ist erhöht bei:
- Erkrankungen, die das Abwehrsystem schwächen, zum Beispiel Diabetes mellitus, Hepatitis, HIV oder Tuberkulose
- der Einnahme von Medikamenten, die das Abwehrsystem unterdrücken
- offenen größeren, schlecht heilende Hautwunden
- Schläuchen (Katheter) im Körper, etwa in der Blase
- Prekären Lebensumständen ohne ausreichend sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen
- einem Klinikaufenthalt innerhalb der letzten 6 Monate
- einem Aufenthalt in einem Pflegeheim
- dauerhafter Pflegebedürftigkeit
- einer Antibiotikatherapie innerhalb der vergangenen 6 Monate
Welche Konsequenzen haben Antibiotikaresistenzen?
Wenn Bakterien resistent werden, wirken Antibiotika nicht mehr. Daraus resultieren längere und deutlich schwerer Verläufe von Krankheiten, die im schlimmsten Fall tödlich enden können.
Kann man Antibiotikaresistenzen vorbeugen?
Antibiotikaresistenzen nehmen weltweit zu und ihre Entstehung kann nicht verhindert, sondern höchstens verlangsamt werden.
Ein wichtiger Schritt dabei ist es, Antibiotika gezielt anzuwenden. Dafür sind Labore Schlüsselinstrumente: Dort kann der Erreger genau bestimmt und Medikamente dann genau eingesetzt werden.
Außerdem müssen der Missbrauch von Antibiotika vermieden und Informationen für Patient*innen bereitgestellt werden.
Und auch eine bessere Ausbildung des Gesundheitspersonals im Hinblick auf Infektionsprävention und -kontrolle kann dazu beitragen, dass Infektionen vermieden werden.
Darüber hinaus können auch Schutzimpfungen dazu beitragen, die Verbreitung von resistenten Erregern einzudämmen. Die Impfung von Menschen und Tieren ist ein sehr wirksames Mittel, um sie vor einer Infektion mit entsprechenden Bakterien zu bewahren und damit den Einsatz von Antibiotika zu vermeiden.