Demokratische Republik Kongo: Reaktion auf den neuen Ebola-Ausbruch in der Provinz Äquator
Äquator Provinz/Berlin, 07.09.2020. Am 1. Juni 2020 wurde ein neuer Ausbruch des Ebola-Virus in der Provinz Äquator im Westen der Demokratischen Republik Kongo gemeldet. Das ist das elfte Mal, dass das Land von einer Ebola-Epidemie betroffen ist.
Während im Nordosten des Landes noch gegen die zehnte Ebola-Epidemie gekämpft wurde und wir uns mitten in der Covid-19-Pandemie befinden, hat dieser neue Ebola-Ausbruch bereits elf Gesundheitszonen innerhalb der Provinz erreicht. Die Region ist besonders schwer zu erreichen, zu manchen Dörfern besteht der einzige Zugang über den Fluss.
Die Provinz Äquator ist viermal so groß wie Belgien, wobei einige Gesundheitszonen nur über Wasser mit Kanus oder nach stundenlangem, schwierigem Transport auf unbefestigten Straßen durch den Wald erreichbar sind. Humanitären Organisationen steht nur ein einziger Hubschrauber zur Verfügung, um sich in der Region zu bewegen.
"Um auf medizinische Nothilfeeinsätze reagieren zu können, verfügt das Notfallteam von Ärzte ohne Grenzen über ein Lager mit Fahrzeugen, Motorrädern und Außenbordmotoren, die auf Booten oder Kanus installiert werden können", erklärt Mathias Dembo, Logistikkoordinator bei Ärzte ohne Grenzen. "Wir setzen diese Bestände je nach den Herausforderungen der Gebiete ein. Und in der Provinz Äquator sind die Herausforderungen gewaltig! Um zum Beispiel die Gesundheitszone von Bolomba zu erreichen, musste unser gesamtes Team, mitsamt Ausrüstung, in Kanus den Fluss Likelemba hinauffahren.“
"Die Epidemie wandert mit den Menschen auf dem Land- und Flussweg in entlegene Gebiete, in eine Provinz, in der es kaum Infrastruktur gibt und die Dörfer weit voneinander entfernt sind", sagte Dr. Maria Mashako, MSF Koordinatorin.
Seit dem 1. September 2020 unterstützen die Teams von Ärzte ohne Grenzen neun Behandlungs- und Isolationszentren in fünf Gesundheitszonen, um die Versorgung der Krankheit dort zu gewährleisten, wo sich die aktiven Hotspots befinden.
In der Provinz zirkulieren nur wenige Informationen über Ebola, und einige Gesundheitszonen sind zum ersten Mal überhaupt von einer Ebola-Epidemie betroffen. Deshalb unterstützen wir die Aufklärungsmaßnahmen des Gesundheitsministeriums, um das Bewusstsein und die gemeindebasierte Kontrolle zu stärken. In Bolomba, Bikoro und Monieka ist dies eine der Schlüsselaktivitäten von Ärzte ohne Grenzen.
"Meine Tochter ist an Ebola gestorben. Zwei Tage später wurde auch ich ins Krankenhaus eingeliefert", sagt Samwengi Bokuma. "Ich hatte mehr Glück, ich habe überlebt. Um weitere Tragödien in der Gemeinde zu verhindern, schloss ich mich dem Einsatzteam von Ärzte ohne Grenzen an, um meine Geschichte mit meiner Gemeinde zu teilen. Ihnen zu erklären, was die Symptome der Krankheit sind".
"Dieser gemeinschaftliche Ansatz ermöglicht es den Gemeinden, Verdachtsfälle zu erkennen und die Warnungen schnell zu verbreiten", erklärt Dr. Mashako. "Innerhalb der Gemeinden schafft das Verantwortung und Kontrolle über die Reaktion auf die Epidemie.“
Diese dezentralisierten und gemeindebasierten Ansätze zur Reaktion auf den Ausbruch werden durch ein Impfprogramm ergänzt, das auch von anderen Akteuren in der Epidemie-Bekämpfung unterstützt wird. Seit dem Beginn der Impfkampagne am 5. Juni 2020 haben nach offiziellen Zahlen etwa 26.500 Menschen den Impfstoff ZEBOV-GP (der bereits während des zehnten Ebola Ausbruchs in den nordöstlichen Provinzen eingesetzt worden war) erhalten.
Bis zum 2. September waren in der Provinz Äquator insgesamt 110 Ebola-Fälle registriert worden - 104 bestätigt, 6 wahrscheinlich - mit 47 Todesfällen. Die Provinz Äquator erlebte ihre letzte Ebola-Epidemie vor zwei Jahren, zwischen Mai und Juli 2018. Die Gesundheitszonen von Bikoro und Iboko sowie die Stadt Mbanda bildeten damals das Epizentrum des neunten Ebola-Ausbruchs in der Demokratischen Republik Kongo.