Gaza: Neunter Mitarbeitender von Ärzte ohne Grenzen getötet
Ärzte ohne Grenzen ist erschüttert über den Tod von Bilal Okal, einem Mitarbeiter der Organisation, der zusammen mit zehn seiner Familienmitglieder von den israelischen Streitkräften in Dschabalia im Norden des Gazastreifens getötet wurde.
Bilal und seine Angehörigen, darunter seine Frau, sieben Kinder, seine Schwester sowie seine Mutter, wurden im Dezember 2024 durch einen israelischen Luftangriff getötet. Sie hatten in ihrem Haus ausgeharrt, eingeschlossen durch die Blockade der israelischen Streitkräfte in dem Gebiet.
Ärzte ohne Grenzen verlor am 1. Dezember 2024 jeglichen Kontakt zu Bilal. Trotz aller Versuche, Informationen über seine Situation zu erhalten, erhielt die Organisation erst am 19. Januar 2025 die Bestätigung seines Todes. Er wurde 37 Jahre alt.
Bilal Okal kam 2017 als Hygieneexperte zu Ärzte ohne Grenzen. Er spielte eine wichtige Rolle bei der Unterstützung von Menschen, die medizinische Hilfe benötigten, als die Organisation im April 2024 die Arbeit in der Klinik in Gaza-Stadt wieder aufnahm.
In diesem tragischen Moment sind unsere Gedanken bei Bilals Angehörigen, Freund*innen und Kolleg*innen. Als Mitarbeitende von Ärzte ohne Grenzen das letzte Mal von Bilal hörten, hatte er weder Lebensmittel noch Wasser und saß mit seinen Verwandten in seinem Haus fest. Die Familie hatte versucht, Dschabalia zu verlassen, aber die Bombardierungen waren so heftig, dass es zu unsicher war, sich zu bewegen.
Am 11. November erfuhr Ärzte ohne Grenzen von Bilals Bruder, dass dieser und seine Familie verhungern würden, sie aber zu viel Angst hätten, um nach Nahrung zu suchen oder das Haus zu verlassen, weil alles, was sich bewege, beschossen würde.
Ärzte ohne Grenzen verurteilt die Tötung von Bilal und seiner Familie in ihrem Haus durch israelische Streitkräfte auf das Schärfste. Es ist kaum vorstellbar, welchen Ängsten sie ausgesetzt gewesen sein müssen, während sie belagert wurden und schreckliche Gewalt miterleben mussten, bevor sie getötet wurden.
Bilal ist der neunte Mitarbeitende von Ärzte ohne Grenzen, der seit Beginn des Krieges in Gaza getötet wurde.
Überall im Gazastreifen leiden die Menschen noch immer und die Familien suchen weiterhin nach vermissten Angehörigen, von denen sie befürchten, dass sie getötet wurden. Während des Krieges im Gazastreifen wurden mehr als 46.700 Menschen getötet und mehr als 110.000 Menschen verletzt. Noch immer werden mehr als 10.000 Menschen vermisst.