Haiti: Ärzte ohne Grenzen nimmt medizinische Aktivitäten in Port-au-Prince teilweise wieder auf
Berlin/Port-au-Prince, 11. Dezember 2024. Wegen Gewalt und Drohungen gegen Mitarbeitende und Patient*innen hatte Ärzte ohne Grenzen die Arbeit im Großraum Port-au-Prince für 22 Tage eingestellt. Nach konstruktiven Gesprächen mit den wichtigsten Akteur*innen und Behörden nimmt die Organisation die medizinischen Aktivitäten heute teilweise wieder auf, wenngleich die Arbeit in der Region des Landes weiterhin mit großen Risiken verbunden ist.
Zunächst wird Ärzte ohne Grenzen in den Krankenhäusern Tabarre, Carrefour und Cité Soleil sowie in der Klinik Pran Men’m wieder tätig.
Weil jedoch das Risiko für die Teams und Patient*innen, insbesondere in Krankenwagen, nach wie vor groß ist, bleiben Transporte von Patient*innen vorerst ausgesetzt. Auch das Krankenhaus Turgeau bleibt geschlossen, da es nur arbeitsfähig ist, wenn Patient*innen bei Bedarf sicher in andere Einrichtungen verlegt werden können. Ärzte ohne Grenzen appelliert erneut an alle Beteiligte, medizinisches Personal, Patient*innen und medizinische Einrichtungen zu respektieren.
„Die vergangenen drei Wochen waren besonders schmerzhaft“, sagt Jean-Marc Biquet, Landeskoordinator in Haiti. „Wir konnten keine neuen Patient*innen aufnehmen, wohl wissend, dass viele nicht in der Lage waren, die dringend benötigte Versorgung zu erhalten. Trotz der von den Behörden gemachten Zusagen ist ungewiss, ob wir unsere Arbeit in Haiti fortsetzen können. Wir rufen alle Seiten auf, unseren medizinischen und humanitären Auftrag zu respektieren, damit wir im Rahmen unserer Möglichkeiten auf Bedürfnisse reagieren können.“
Die damalige Entscheidung, die Aktivitäten im Großraum Port-au-Prince vorübergehend einzustellen, war äußerst schwer zu treffen. Denn in der Hauptstadt Haitis herrscht Gewalt und der medizinische Bedarf ist groß. Tausende sind auf der Suche nach medizinischer Versorgung, während das Gesundheitssystem durch Gewalt und Massenvertreibungen nur eingeschränkt funktioniert. Die wenigen verbliebenen öffentlichen und privaten Einrichtungen sind mit dem wachsenden Bedarf überfordert, sodass viele Menschen nicht versorgt werden können.
Wegen der Schwere der Angriffe auf die Mitarbeitenden und Krankenwagen von Ärzte ohne Grenzen hatte die Organisation am 20. November jedoch entschieden, ihre Arbeit vorerst einzustellen.