Sudan: Ärzte ohne Grenzen muss Behandlung von Tausenden mangelernährten Kindern in Nord-Darfur einstellen
Khartum/Berlin, 10. Oktober 2024. Ärzte ohne Grenzen muss die ambulante Behandlung von Tausenden mangelernährten Kindern im Vertriebenenlager Samsam in Nord-Darfur beenden. Grund hierfür ist die seit Monaten andauernde Blockade der Lieferung von Nahrungsmitteln, Medikamenten und anderen lebensnotwendigen Gütern durch die Kriegsparteien.
Vom Ende der ambulanten Versorgung sind 5.000 Kinder betroffen, darunter 2.900 Kinder mit schwerer akuter Mangelernährung. Nur in dem 80 Betten umfassenden Krankenhaus von Ärzte ohne Grenzen im Camp werden noch die Kinder behandelt, die am stärksten vom Tod bedroht sind.
Es besteht ein dringender und massiver Bedarf an Nahrungsmitteln, um den Menschen zu helfen, die sich derzeit in einer katastrophalen Situation befinden. Ärzte ohne Grenzen ruft alle Konfliktparteien auf, die Lieferung humanitärer Hilfe in das Camp zu erleichtern.“ - Michel-Olivier Lacharité, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen.
In den letzten Wochen sind einige begrenzte Lieferungen eingetroffen, darunter medizinische Hilfsgüter, die von Ärzte ohne Grenzen transportiert wurden. Die Mengen reichen jedoch bei Weitem nicht aus, um den Bedarf der mangelernährten Menschen im Camp Samsam mit seinen rund 450.000 Bewohner*innen zu decken.
Im August war das IPC Famine Review Committee zum Schluss gekommen, dass im Camp Samsam eine Hungersnot herrsche. Untersuchungen von Ärzte ohne Grenzen zu Anfang des Jahres haben ergeben, dass 30 Prozent der Kinder mangelernährt waren. Es wurde in diesem Zusammenhang geschätzt, dass durchschnittlich alle zwei Stunden ein Kind an den Folgen von Mangelernährung starb. Da die aktuelle Krise auch die Möglichkeiten von Ärzte ohne Grenzen einschränkt, neue Daten zu sammeln, ist die aktuelle Sterberate bei Kindern nicht bekannt.
„In den letzten Tagen haben wir einige positive Anzeichen gesehen, als nach Monaten der fast vollständigen Blockade rund um das Camp Lastwagen ankamen. Diese Mengen reichen jedoch nicht aus“, sagt Lacharité. „Das sind positive Anzeichen, und wir können sehen, dass die Konfliktparteien den Ernst der Lage erkennen und beginnen, Lastwagen durchzulassen. Wenn wir eine massive Reaktion erzielen wollen, müssen auch die Hilfsorganisationen ihre Bemühungen erheblich verstärken. Die diplomatischen Akteure, die mit den Konfliktparteien verhandeln, müssen sie davon überzeugen, dass diese Lieferungen in den kommenden Monaten fortgesetzt werden.“
Um beispielsweise die 450.000 Menschen in Samsam einen Monat lang mit Notrationen zu versorgen, die mit rund 500 Kalorien pro Tag und Person bemessen sind, sind etwa 2.000 Tonnen an Nahrungsmitteln erforderlich.