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Sudan

Sudan: Infolge eskalierender Gewalt beendet Ärzte ohne Grenzen seine Arbeit im Samsam-Camp

Port Sudan/Berlin, 24. Februar 2025. Die Angriffe und Kämpfe rund um das Vertriebenencamp Samsam in Nord-Darfur machen es den Teams von Ärzte ohne Grenzen unmöglich, ihre Arbeit fortzusetzen. Die Organisation wird alle Aktivitäten im Camp einstellen und ihr provisorisches Krankenhaus schließen. Diese Entscheidung ist sehr schwergefallen angesichts des immensen humanitären und medizinischen Bedarfs in dem Camp, in dem etwa eine halbe Million Menschen leben. 

In den ersten drei Februarwochen nahm Ärzte ohne Grenzen 139 Verwundete im provisorischen Krankenhaus von Samsam auf, die meisten mit Schuss- und Splitterverletzungen. Das Krankenhaus ist jedoch nicht auf unfallchirurgische Behandlungen ausgerichtet, sondern wurde in erster Linie zur Behandlung der massiven Mangelernährung eingerichtet. Vergangenes Jahr wurde die Ernährungskrise in dem Camp als Hungersnot eingestuft.

„Elf Patient*innen sind im Krankenhaus verstorben, darunter fünf Kinder”, sagt der Landeskoordinator Yahya Kalilah. „Wir konnten sie weder angemessen behandeln noch in das Saudische Krankenhaus überweisen, das als einziges in al-Faschir chirurgische Kapazitäten hat. Zwei unserer Krankenwagen wurden im Januar und Februar beschossen, als sie Patient*innen aus dem Camp nach al-Faschir brachten. Jetzt ist die Situation noch gefährlicher und entsprechend sind viele Menschen geradezu im Camp gefangen, darunter solche, die dringend einen unfallchirurgischen Eingriff oder Notfall-Kaiserschnitt benötigen.“ 

Die Menschen in der Region leiden unter den heftigen Kämpfen zwischen den Rapid Support Forces und den Joint Forces, einer Koalition bewaffneter Gruppen, die mit den sudanesischen Streitkräften verbündet sind. Die Rapid Support Forces belagern und beschießen al-Faschir seit zehn Monaten und haben ihre Offensive zuletzt verstärkt und auch das Samsam-Camp angegriffen, darunter insbesondere am 11. und 12. Februar. Die Bevölkerung, die schon vorher um ihr Leben bangen musste, hat jetzt noch schlechteren Zugang zu Wasser und Lebensmitteln. „Inmitten einer ausufernden Katastrophe unsere Arbeit in Samsam zu beenden, war eine herzzerreißende Entscheidung“, so Yahya Kalilah. Mehr als zwei Jahre haben unsere Teams ihr Möglichstes getan, um Hilfe zu leisten.” Inzwischen seien auch minimale Sicherheitsbedingungen nicht mehr erfüllt. 
 

Wir haben keine Wahl angesichts der unmittelbaren Nähe der Gewalt, der Schwierigkeiten beim Transport von Hilfsgütern, der Unmöglichkeit, für die Bedarfe erfahrenes Personal zu entsenden und der unsicheren Fluchtwege für Mitarbeitende und die Bevölkerung aus dem Camp.
- Unsere Landeskoordinatorin Yahya Kalilah

In der letzten Zeit kamen zu den etwa 500.000 Menschen im Camp noch Vertriebene aus Abu Zerega, Shagra und Saluma, die nun in Schulen, Gemeindegebäuden oder im Freien untergebracht sind. Sie berichten von Brandstiftung, Plünderungen, sexualisierter Gewalt, Morden und Misshandlungen in den Dörfern und Straßen um al-Faschir.

Ärzte ohne Grenzen ist angesichts der Sicherheitslage zutiefst besorgt und appelliert an die Rapid Support Forces, die Joint Forces und alle bewaffneten Akteure der Region, die Zivilbevölkerung zu schützen und all jene, die fliehen wollen, unversehrt zu lassen. Auch müssen die Kriegsparteien dringend ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe gewähren. Ihre Verbündeten und Staaten mit Einfluss auf die Kriegsparteien sollten helfen, entsprechende Hindernisse zu beseitigen.

Ärzte ohne Grenzen bleibt in vielen Teilen des Sudans tätig. In Nord-Darfur bietet die Organisation in Tawila Nothilfe an. Außerdem wird nach Wegen gesucht, den Menschen in Samsam und al-Faschir zu helfen, ohne die eigenen Mitarbeitenden einem zu großen Risiko auszusetzen. Auch in West-, Zentral- und Süd-Darfur und anderen Landesteilen sind Teams von Ärzte ohne Grenzen im Einsatz.  
 

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Unsere Pressereferentin Nadja Nolting
Nadja Nolting
- Media Relations