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Sudan

Sudan: “A war on people” – Ärzte ohne Grenzen-Bericht zeigt katastrophale Folgen der Gewalt für die Zivilbevölkerung

Berlin, 22. Juli 2024. Der seit über einem Jahr andauernde Krieg im Sudan hat katastrophale Auswirkungen auf die Gesundheit der Menschen. Ein aktueller Bericht von Ärzte ohne Grenzen zeigt das enorme Ausmaß der Gewalt an der Zivilbevölkerung und stützt sich auf medizinische und operative Daten vom 15. April 2023 bis zum 15. Mai 2024. 

Es gibt im Sudan nahezu keinen Schutz für die Bevölkerung vor willkürlichen Übergriffen, Tötungen, Folter und sexualisierter Gewalt. Immer wieder kommt es auch zu Angriffen auf medizinisches Personal und medizinische Einrichtungen. Der Bericht „A war on people - The human cost of conflict and violence in Sudan“ beschreibt die Muster der Gewalt, die sowohl von den sudanesischen Streitkräften als auch von den Rapid Support Forces (RSF) ausgeübt wird.  

Die Schätzungen über die Gesamtzahl der während des Krieges verletzten oder getöteten Menschen im Sudan schwanken. Dennoch zeigen einzelne Daten das hohe Ausmaß der Gewalt. Allein in einem der von Ärzte ohne Grenzen unterstützten Krankenhäuser, dem Al Nao Krankenhaus in Omdurman im Bundesstaat Khartum, wurden zwischen dem 15. August 2023 und dem 30. April 2024 6.776 Patient*innen mit Verletzungen behandelt, die durch Gewalt verursacht wurden. Das sind durchschnittlich 26 Menschen pro Tag. Ärzte ohne Grenzen hat im ganzen Land Tausende Patient*innen mit kriegsbedingten Verletzungen behandelt, die meisten verursacht durch Explosionen, Schüsse und Messerstiche. 

Der Bericht enthält darüber hinaus schockierende Berichte über sexualisierte Gewalt, insbesondere in der Region Darfur. Eine Umfrage von Ärzte ohne Grenzen unter 135 Überlebenden sexualisierter Gewalt, die zwischen Juli und Dezember 2023 in Flüchtlingslagern im Tschad nahe der sudanesischen Grenze behandelt wurden, ergab, dass die Täter bei 90 Prozent der Übergriffe bewaffnet waren. 50 Prozent der Befragten wurden in ihren eigenen Häusern missbraucht, 40 Prozent wurden von mehreren Angreifern vergewaltigt.   

Die Publikation umfasst zudem Aussagen von Menschen, die gezielte ethnische Gewalt in Darfur beschreiben. In Nyala, Süd-Darfur, schilderten Menschen, wie im Sommer 2023 die RSF und verbündete Milizen von Haus zu Haus gingen und Menschen schlugen und töteten, die nicht-arabischen Bevölkerungsgruppen angehörten. 

Während des gesamten Krieges wurden Krankenhäuser gezielt geplündert und angegriffen. Im Juni erklärte die Weltgesundheitsorganisation, dass in schwer zugänglichen Gebieten nur noch 20 bis 30 Prozent der Gesundheitseinrichtungen funktionstüchtig sind. Ärzte ohne Grenzen hat selbst mindestens 60 Vorfälle von Gewalt und Angriffen auf die eigenen Mitarbeitenden, Ausrüstung oder Infrastruktur dokumentiert.   

Obwohl das Gesundheitssystem nicht in der Lage ist, die Bedürfnisse der Bevölkerung angemessen zu befriedigen, werden humanitäre und medizinische Organisationen häufig daran gehindert, Hilfe zu leisten. Zwar stellen die Behörden mittlerweile Visa für Mitarbeitende humanitärer Organisationen leichter aus, doch der Transport lebenswichtiger medizinischer Güter wird nach wie vor regelmäßig durch bürokratische Hemmnisse behindert.  

Indem sie die Hilfe blockieren und behindern, wenn die Menschen sie am dringendsten brauchen, können Stempel und Unterschriften im Sudan genauso tödlich sein wie Kugeln und Bomben. Wir fordern alle Kriegsparteien auf, die Ausweitung der humanitären Hilfe zu erleichtern. Vor allem müssen sie diesen sinnlosen Krieg gegen die Menschen beenden, indem sie die Angriffe auf die Zivilbevölkerung, zivile Infrastruktur und Wohngebiete unverzüglich einstellen.” 

Vickie Hawkins, Geschäftsführerin von Ärzte ohne Grenzen in den Niederlanden

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Unsere Pressereferetin Christiane Winje
Christiane Winje
- Media Relations