Sudan: Zustrom von Verwundeten in vielen Landsteilen
Port Sudan/Berlin, 5. Februar 2025. In den vergangenen Tagen behandelten Teams von Ärzte ohne Grenzen in drei verschiedenen Teilen des Sudan – in den Bundesstaaten Khartum, Nord-Darfur und Süd-Darfur – zahlreiche kriegsverletzte Patient*innen, während die Kämpfe zwischen den sudanesischen Streitkräften (SAF) und den Rapid Support Forces (RSF) weitergingen.
Am 4. Februar wurden in Nyala in Süd-Darfur 21 verletzte Patient*innen in das von Ärzte ohne Grenzen unterstützte Nyala Teaching Krankenhaus eingeliefert, nachdem Luftangriffe der sudanesischen Streitkräfte eine Erdnussölfabrik getroffen hatten. Berichten zufolge wurden 25 Menschen dabei getötet.
Darüber hinaus wurden am 3. Februar bei Luftangriffen in Nyala Wohngebiete getroffen und mehrere Häuser zerstört. 32 Menschen wurden Berichten zufolge getötet und Dutzende verletzt, wobei ebenfalls viele Patient*innen in das Nyala Teaching Krankenhaus gebracht wurden. Ein Arzt von Ärzte ohne Grenzen arbeitete im Krankenhaus, als die Luftangriffe stattfanden.
„Die Bombenangriffe fanden in der Nähe des Krankenhauses statt. Wir spürten, wie das Gebäude bebte. Als ich in die Notaufnahme kam, war die Situation schrecklich. Überall war Blut, einige Patient*innen litten an Knochenbrüchen, anderen waren Gliedmaßen amputiert worden. Als ich durch die Notaufnahme ging, sah ich zwei Kinder. Eines war vier Jahre alt, das andere zwei Jahre. Die Tante des einen Kindes erzählte uns, dass es drei seiner Geschwister und seine Mutter verloren hatte. Nur der ältere Bruder und der Vater hatten überlebt, weil sie bei der Arbeit gewesen waren.“
Auch im Bundesstaat Khartum hat die Gewalt seit Anfang Februar zugenommen. Am 4. Februar kam es während des RSF-Beschusses von Omdurman zu Explosionen in einem Umkreis von 100 Metern um das von Ärzte ohne Grenzen unterstützte Al Nao-Krankenhaus. Das Gesundheitsministerium berichtete, dass 38 Menschen verletzt und sechs Menschen getötet wurden, darunter eine Person der Al Nao-Initiative, bei der Freiwillige den Betrieb des Krankenhauses unterstützen.
Es ist das zweite Mal innerhalb weniger Tage, dass die im Krankenhaus tätigen Mediziner*innen auf einen großen Zustrom von verwundeten Patient*innen reagieren mussten. Am 1. Februar waren bei einem RSF-Angriff auf einen Markt nach Angaben des Gesundheitsministeriums 54 Menschen getötet worden. Seit Beginn des Krieges im Sudan wurde das Al-Nao-Krankenhaus insgesamt dreimal von Explosionen getroffen: im August 2023, Oktober 2023 und Juni 2024.
Auch in al-Faschir in Nord-Darfur, wo es in den vergangenen Monaten ebenfalls zu heftigen Kämpfen kam, wurden Zivilist*innen getötet. In den vergangenen Tagen haben die Teams von Ärzte ohne Grenzen verwundete Zivilist*innen im Samsam-Camp behandelt, nachdem es bei schweren Auseinandersetzungen zwischen der RSF und der SAF und ihren Verbündeten, der Joint Forces, zahlreiche Opfern gab.
Am 2. Februar wurden im Feldkrankenhaus von Ärzte ohne Grenzen im Samsam-Camps 21 verwundete Patient*innen behandelt, von denen mehr als die Hälfte Kinder waren, die auf der Flucht aus Shagra, einem Dorf in der Gegend von al-Faschir, verletzt worden waren.
Die Gewalt, die die Rapid Support Forces und die sudanesischen Streitkräfte Zivilist*innen im gesamten Sudan zufügen, ist tragisch und entsetzlich. Die Gewalt zerstört Leben, erschwert den Menschen den Zugang zur Gesundheitsversorgung und gefährdet das medizinische Personal. Wir fordern die Kriegsparteien auf, die Zivilbevölkerung zu schützen.
-Ozan Agbas, Notfall-Manager von Ärzte ohne Grenzen
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