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Syrien: Immenser Bedarf an humanitärer Hilfe
Aktivitäten-Update
- Internationale Gebergemeinschaft muss Unterstützung erhöhen
- Ärzte ohne Grenzen erstmals im Raum Damaskus aktiv
- Mobiles Team berichtet von enormen Zerstörungen in Ost-Ghuta
Nach fast 14 Jahren Krieg ist der Bedarf an humanitärer und medizinischer Hilfe in Syrien immer noch immens. Ärzte ohne Grenzen fordert die Gebergemeinschaft auf, die Unterstützung und Finanzierung für Syrien zu erhöhen, um ein angemessenes Niveau der humanitären Hilfe zu erreichen.
Unter anderem aufgrund der wirtschaftlichen Krise, des Fehlens internationaler finanzieller Unterstützung, der Abwanderung medizinischer Fachkräfte und der niedrigen Löhne ist das Gesundheitssystem des Landes an der Belastungsgrenze angelangt.
Die Dysfunktionalität der öffentlichen Gesundheitseinrichtungen und der Mangel an medizinischen Vorräten in vielen Krankenhäusern und Gesundheitseinrichtungen gefährden das Leben vieler Menschen, insbesondere derjenigen, die sich die Kosten für eine private Gesundheitsversorgung nicht leisten können. Der Zugang zu primären Gesundheitsdiensten ist ebenfalls stark eingeschränkt.
In Nordsyrien waren rund 50 Prozent der Krankenhäuser und Gesundheitseinrichtungen gezwungen, ihre Aktivitäten entweder einzuschränken oder bis Ende Dezember 2024 wegen fehlender Finanzierung zu schließen. Dieses Problem besteht auch in Geflüchteten- und Vertriebenencamps. Werden die Mittel für das syrische Gesundheitssystem nicht aufgestockt, wird dies unweigerlich katastrophale Folgen für die Menschen haben.
Ärzte ohne Grenzen versorgt die Menschen im Nordwesten und Nordosten Syriens seit mehr als einem Jahrzehnt medizinisch und hat die Hilfe vor kurzem auf Damaskus und andere Gouvernements ausgeweitet. Seit dem Sturz der früheren syrischen Regierung sind Teams von Ärzte ohne Grenzen in Städte wie Damaskus, Aleppo, Daraa, Hama sowie in die umliegenden ländlichen Gebiete gereist und haben den medizinischen und humanitären Bedarf ermittelt.
An vielen Orten in Syrien leben Familien in Trümmern, ohne Zugang zu grundlegender Gesundheitsversorgung. Unsere mobilen Kliniken bringen Hilfe zu den Menschen, die sie am dringendsten brauchen
Lara Dovifat, Leiterin der Politischen Abteilung von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland.
Auch in das lange Zeit von der syrischen Armee belagerte Ost-Ghuta konnte Ärzte ohne Grenzen eine mobile Klinik schicken. „Das Ausmaß der Zerstörung ist enorm und Menschen leben in extremer Armut und brauchen dringend medizinische Hilfe”, sagt Patrick Wieland, Landeskoordinator von Ärzte ohne Grenzen in Syrien.
Neben der Bereitstellung medizinischer Hilfe ist die Versorgung der Menschen mit sauberem Wasser, Nahrung, sanitärer Infrastruktur und Heizmöglichkeiten für ihre Unterkünfte besonders wichtig.
Trotz der Einstellung der umfangreichen Kampfhandlungen in Syrien ist die Vertreibungskrise, die einst als die größte Vertreibungskrise der Welt galt, noch lange nicht vorbei. Millionen Syrer*innen sind nach wie vor Binnenvertriebene, die nirgendwo hinkönnen. Ihre Heimatstädte und Häuser wurden zerstört, und sie haben in dem Konflikt fast alles verloren.
Auch wenn sich die Lage in den kommenden Monaten stabilisieren könnte, gibt es weiterhin Spannungen zwischen einigen Gruppen und Gemeinschaften in Syrien. Ärzte ohne Grenzen appelliert an alle Parteien, sicherzustellen, dass Zivilist*innen, medizinische Einrichtungen und medizinisches Personal geschützt werden und die humanitäre Hilfe nicht unterbrochen wird.
Seit rund einem Jahrzehnt ist Ärzte ohne Grenzen in Nordsyrien in den Gouvernements Idlib, Nord-Aleppo, Rakka und Hassakeh präsent und führt diese Hilfe bis heute fort. Die Unterstützung reicht etwa vom Einsatz mobiler Kliniken, der Arbeit in Krankenhäusern und anderen medizinischen Einrichtungen über Programme für Überlebende sexualisierter Gewalt und Ernährungsprogramme bis zur Bereitstellung von sauberem Wasser.
Fotos und Videos sowie eine Karte mit den Aktivitäten von Ärzte ohne Grenzen in Syrien finden Sie hier.
Interviews und Hintergrundgespräche sind möglich.
Für weitere Auskünfte sprechen Sie uns an
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