Trotz Hilfskonvois sind 16 Menschen in belagerter Stadt Madaja gestorben
Brüssel/Berlin, 29. Januar 2016. Drei Hilfskonvois haben inzwischen die belagerte syrische Stadt Madaja erreicht. Dennoch sind 16 Menschen verstorben, wie das von Ärzte ohne Grenzen unterstützte medizinische Personal meldete. Die von der syrischen Regierung angeführte Koalition blockiert die Lieferung von lebensrettendem medizinischem Material, sagt die internationale Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen.
„Es ist vollkommen inakzeptabel, dass Menschen weiterhin an den Folgen des Hungers sterben und kritische Patienten in der Stadt verbleiben, obwohl sie vor Wochen hätten in Sicherheit gebracht werden müssen”, sagt Brice de le Vingne, Leiter der Programmabteilung von Ärzte ohne Grenzen in Brüssel.
Die heftigen Bombardements im vergangenen Sommer und die Verschärfung der Belagerung im Winter bedeuten massive Einschränkungen für die humanitäre Hilfe. Lebenswichtiges medizinisches Material, wie therapeutische Nahrung für die an Mangelernährung leidenden Menschen, steht nicht zur Verfügung.
Ärzte ohne Grenzen schätzt, dass 1,5 bis 2 Millionen Menschen in Syrien aufgrund der Belagerungen gefangen sind – sowohl durch die von der syrischen Regierung angeführte Koalition als auch von Oppositionsgruppen. An Kontrollpunkten wurden Krankentransporte und medizinische Hilfsgüterlieferungen, wie Medikamente oder therapeutische Nahrung, wiederholt nicht durchgelassen. In Madaja ist die Situation sogar noch schlechter, da dort keine Ärzte vor Ort sind. Von den 20.000 Einwohnern der Stadt sind rund 320 Menschen mangelernährt, 33 von ihnen schwer. Ohne eine schnelle und wirksame Behandlung schweben sie in akuter Lebensgefahr.
„Es muss eine dauerhafte und unabhängige medizinische Präsenz in Madaya geben. Wir rechnen damit, dass sich die medizinische Situation deutlich verschlechtert und der Zugang zu medizinischer Versorgung stark eingeschränkt wird“, sagt de le Vingne. Das von Ärzte ohne Grenzen unterstützte medizinische Personal berichtet auch von Mangelernährung in anderen syrischen Städten, so auch in Moadamiyah, südwestlich von Damaskus.
„Die Kriegsparteien müssen in den von ihnen belagerten Gebieten dringend ungehinderte medizinische und humanitäre Hilfe zulassen, im Einklang mit dem humanitären Völkerrecht. Dazu gehört auch, dass Menschen, die dringend medizinische Hilfe brauchen, aus diesen Gebieten herausgebracht werden können“, sagt de le Vingne.