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Wichtige Fragen vor der Bewerbung

Die Arbeit in unseren Projekten ist bereichernd und herausfordernd. Vor einer Bewerbung sollten Sie daher Ihre Motivation gründlich prüfen!

Mitarbeiter*innen in unseren Projekten müssen äußerst belastbar, gelassen und flexibel sein. Die Situation vor Ort ist ungewohnt, die Arbeit kann physisch und psychisch belastend sein und die Lebensbedingungen sind unter Umständen extrem.

Bevor Sie sich für einen Einsatz bei uns bewerben, sollten Sie eingehend Ihre Motivation prüfen. Haben Sie idealisierte Vorstellungen von der Arbeit in der medizinischen Nothilfe? Ist Ihnen bewusst, was alles auf Sie zukommen kann? Haben Sie sich bereits gründlich informiert, etwa bei einer unserer Informationsveranstaltungen, wo Mitarbeiter*innen von ihren Erfahrungen berichten?

Arbeit in Kriegs- und Krisenregionen 

Unsere Projekte liegen oft in politisch instabilen Regionen oder in Ländern, in denen Krieg herrscht. Gesundheitseinrichtungen können Ziele von Angriffen sein, Sicherheitsrisiken lassen sich nicht gänzlich ausschließen. Daher sollten Sie sich vor einer Bewerbung folgende Fragen stellen:

  • Was heißt es für Sie, wenn Sie Überlebende von Angriffen behandeln und die Front nicht weit ist? 
  • Wie gehen Sie mit möglicherweise traumatischen Erfahrungen um? 
  • Sind Sie bereit, ein strenges Sicherheitsprotokoll zu befolgen, auch wenn es Sie in Ihrer Bewegungsfreiheit massiv einschränkt?
  • Was bedeutet es für Ihre nahen Angehörigen, wenn Sie sich freiwillig für einen Einsatz in einem Krisengebiet melden? 

Fehlende Ressourcen und Menschenrechtsverletzungen  

Ärzte ohne Grenzen behandelt Menschen, oft in Ländern des Globalen Südens. Oftmals sind dies Regionen mit einer kolonialgeschichtlichen Vergangenheit und aktuell fehlenden finanziellen und personellen Ressourcen, um eine ausreichende medizinische Versorgung der Bevölkerung zu gewährleisten. Die Lebensumstände in den meisten Bevölkerungsschichten sind vielerorts von Armut geprägt. Mitunter sind auch eklatante Menschenrechtsverletzungen zu verzeichnen.

  • Wie halten Sie es aus, wenn Sie täglich mit sehr prekären Lebensbedingungen von Menschen konfrontiert sind? 
  • Wie ertragen Sie Ungerechtigkeit?
  • Wie gehen Sie mit eigener Hilflosigkeit um?
  • Was bedeutet es für Sie, keine Kontrolle über Ihre Umwelt zu haben?
  • Wie gehen Sie damit um, wenn Sie Verstöße gegen die Menschenrechte miterleben?

Kaum Privatsphäre, einfache Unterkünfte 

Die Lebensbedingungen im Projekt unterscheiden sich vermutlich stark von der gewohnten Umgebung in Ihrer Heimat.

  • Was bedeutet es für Sie, wenn Ihre Privatsphäre eine Weile eingeschränkt ist?
  • Können Sie sich vorstellen, in einer Hütte zu wohnen oder sich ein Haus mit Kolleg*innen zu teilen?
  • Wie genügsam und flexibel sind Sie?
  • Wie belastungsfähig sind Sie bei klimatischen Extremen?  

 

Hohe Arbeitsbelastung, viel Stress 

Humanitäre Nothilfe in einer Krisenregion ist herausfordernd und kann psychisch und physisch belastend sein.

  • Haben Sie bereits längere Zeit in einer fremden Umgebung verbracht, die sich sehr stark vom eigenen Umfeld unterscheidet? 
  • Wie schätzen Sie Ihre Belastbarkeit ein?
  • Wie gehen Sie mit Stress und Konflikten um?
  • Können Sie über einen längeren Zeitraum unter schwierigen Bedingungen und mit einer starken Arbeitsbelastung leben?  

 

Wenig Kontakt zu Familie und Freunden 

Wenn Sie für uns in der humanitären Hilfe arbeiten, müssen Sie über einen längeren Zeitraum auf enge Vertraute verzichten. Sie sammeln Erfahrungen, die diese nicht leicht nachvollziehen können. 

  • Was heißt es für Sie, wenn Sie monatelang nicht am Leben der für Sie wichtigsten Menschen teilhaben?
  • Was bedeutet es für Sie und Ihre Freunde und Verwandten, wenn Sie keinen oder nur unregelmäßig Kontakt halten können?
  • Können Sie sich vorstellen, wie es sich für Angehörige anfühlt, wenn sie beunruhigende Nachrichten aus Ihrem Einsatzland erhalten? 

 

Eine bereichernde Erfahrung

All diese Fragen sind essenziell, wenn Sie sich mit einem Auslandseinsatz auseinandersetzen. Wir legen Ihnen daher nahe, diesen „Reality Check“ ernst zu nehmen und Zweifel vor oder spätestens während des Bewerbungsprozesses anzusprechen.  

Gleichzeitig möchten wir Sie ermutigen: Während der vergangenen Jahrzehnte sind Zehntausende mit uns im Ausland gewesen – ein Großteil von ihnen mehrmals. Zu Beginn standen alle vor den gleichen Fragen wie Sie. Die meisten blicken aber nach ihrem Einsatz auf eine nicht nur herausfordernde, sondern auch unvergleichlich bereichernde Erfahrung zurück, die ihr Leben verändert hat.

In unserem Video spricht unsere Chirurgin und frühere Recruiterin Christiana Jung über ihre eigenen Projekterfahrungen und darüber, was es unbedingt vor einer Bewerbung zu berücksichtigen gilt. Das Video wurde 2020 aufgenommen.

Berichte von Mitarbeitenden aus unseren Projekten

Wie sehen die Arbeit und der Alltag in einem Projekt aus? Wie laufen unsere Hilfseinsätze konkret ab?