94 Angriffe auf von Ärzte ohne Grenzen unterstützte Krankenhäuser im Jahr 2015 - Report
Ärzte ohne Grenzen hat im vergangenen Jahr fast 100 Angriffe auf von der Organisation unterstützte Krankenhäuser in Syrien registriert. Das geht aus einem Bericht hervor, den die Organisation am Donnerstag in Genf vorstellte. Er beruht auf den medizinischen Daten aus 70 Kliniken in Syrien, die regelmäßig und seit mindestens einem Jahr von Ärzte ohne Grenzen unterstützt werden, sowie den Berichten über Angriffe aus 150 Kliniken, die insgesamt von Ärzte ohne Grenzen unterstützt werden. 63 dieser Krankenhäuser wurden im Verlauf des Jahres 94 Mal durch Luftangriffe oder Beschuss getroffen, dabei wurden 12 Kliniken komplett zerstört. 23 von Ärzte ohne Grenzen unterstützte Mediziner wurden dadurch getötet, 58 wurden verletzt. Darüber hinaus wurden 16 von der Organisation unterstützte Krankenwagen getroffen.
Die Kliniken mussten 74 Mal im Verlauf des Jahres als Folge von Angriffen in ihrer Umgebung mit mehr als 10 Verletzten gleichzeitig zurechtkommen. Seit November 2015 haben sie vier Fälle registriert, bei denen alles darauf hindeutet, dass kurz nach einem ersten Angriff die zu Hilfe eilenden Sanitäter und Rettungskräfte erneut beschossen wurden. Solche Angriffe werden im Militärjargon "double tap" genannt. Der erste dieser Angriffe geschah am 28. November in Al Zafarana nordöstlich von Homs, als der Eingang eines von Ärzte ohne Grenzen unterstützten Krankenhauses bei der Aufnahme von Verwundeten eines vorangegangenen Angriffs aus der Luft beschossen wurde. Am 4. Dezember und zweimal am 13. Dezember ereigneten sich ähnliche Angriffe in Kafr Batna, Saqba beziehungsweise Douma östlich von Damaskus. Allein bei dem Doppelangriff in Douma am 13. Dezember starben laut der Klinikdaten 45 Menschen, 187 wurden verletzt.
Insgesamt behandelten die 70 Kliniken, die sich überwiegend in belagerten oder schwer erreichbaren Gebieten befinden, im vergangenen Jahr 154.647 Kriegsverletzte. In der Region Damaskus, wo das Geschlecht der Patienten erhoben wurde, lag der Anteil von Frauen und Kindern unter den Verletzten bei 30 bis 40 Prozent. Das deutet auf eine hohe Zahl von Zivilisten unter den Opfern hin.
Ärzte ohne Grenzen betreibt selbst sechs Kliniken im Norden Syriens. Im überwiegenden Teil des Landes kann die Organisation aber aufgrund der Sicherheitslage und der fehlenden Erlaubnis der syrischen Regierung nicht mit eigenen Teams tätig werden. Seit 2011 unterstützt die Organisation deshalb Gesundheitseinrichtungen syrischer Mediziner durch die Lieferung von Medikamenten, medizinischem Material und Treibstoff für die Generatoren, die Übernahme von Kosten, die Sanierung beschädigter Einrichtungen sowie durch medizinische Beratung. Derzeit werden auf diese Weise etwa 150 Gesundheitseinrichtungen auf beiden Seiten der Front unterstützt. In die Untersuchung wurden lediglich die 70 Kliniken aufgenommen, die regelmäßig und seit mindestens einem Jahr unterstützt wurden und für die standardisierte Daten vorlagen.