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Kriegsmüde Südsudanesen erhalten medizinische Hilfe

Mehr als zwei Millionen Menschen sind seit seinem Ausbruch des Konflikts im Südsudan 2013 auf der Flucht. Denjenigen, die im Osten des Landes lebten, bieten die Flüchtlingslager in der äthiopischen Region Gambella den besten Schutz.

Allein im vergangenen Jahr  überquerten 100.000 Menschen die Grenze, auf der Suche nach einer Pause vor dem erschöpfenden Leben in einer Konfliktregion. Die Hilfe von Ärzte ohne Grenzen wird  in der Region Gambella wird solange nötig sein, wie der Konflikt in den Grenzgebieten anhält.

„Nach acht Tagen Fußmarsch kam ich zusammen mit meiner Familie hier an. Wir hatten weder Nahrungsmittel noch Tiere und waren gezwungen, unsere Kleidung zu verkaufen, um Milch zum Überleben zu kaufen. Wir beschlossen nach Äthiopien zu gehen, wo unsere Grundbedürfnisse gedeckt werden könnten und unsere Kinder Bildung erhalten würden“, erklärt die 20-jährige Sarah. Ihr drittes Kind wurde in unserer Klinik im Flüchtlingslager Kule medizinisch versorgt. „Wir können hier leben, aber wir planen, in den Südsudan zurückzukehren, sobald sich die Situation verbessert hat.“

Die Rückkehr in den Südsudan bleibt ein Wunschgedanke

Seit im Osten des Südsudans im vergangenen Jahr wieder Kämpfe ausgebrochen sind, bleibt die dauerhafte Rückkehr für die meisten allerdings nur ein Wunschgedanke. Äthiopien hat inzwischen mehr als 435.000 Südsudanesen und Südsudanesinnen aufgenommen. Sie bilden die größte Flüchtlingsgruppe im Land.

„Jede Woche erreichen Hunderte von Menschen diese Region zu Fuß, die dringend auf eine medizinische Notversorgung angewiesen sind“, erklärt unser Projektkoordinator Bart Bardok, für die Lager in Kule und Tierkidi. „Mangelernährung und Dehydrierung sind weit verbreitet. Nach ihrer Ankunft erhalten die Geflüchteten eine Gesundheitsbeurteilung durch uns oder durch die örtlichen Gesundheitsbehörden. So können sie an eine unserer Kliniken weitergeleitet werden.“

Im vergangenen Jahr behandelten wir in drei Lagern 340.000 Menschen

2017 stellten wir in drei Flüchtlingslagern in Gambella medizinische Versorgung bereit. In Kule, mit einer Bevölkerung von 53.000 Menschen, leiten wir ein Gesundheitszentrum und drei Gesundheitsposten. Im Lager Tierkidi betreuen wir drei weitere Gesundheitsposten, einschließlich einer Entbindungsstation rund. Von der Versorgung profitieren hier 71.000 Menschen. Im Lager Pugnido, in dem sich 66.000 Menschen niedergelassen hatten, leiteten wir einen weiteren Gesundheitsposten. Zusätzlich wurde in Kooperation mit den örtlichen Behörden in der Stadt Pugnido temporär ein Gesundheitszentrum eingerichtet.

Im Lager Pugnido wurden 2017 keine neuen Ankünfte registriert, weshalb wir Anfang 2018 entschieden, unsere Gesundheitsposten dort zu schließen. Stattdessen wurden im neuen Camp Nguenyyiel ein Gesundheitsposten eingerichtet. Im März 2018 leben 82.000 Menschen in Nguenyyiel - für die kommenden Monate ist ein Anstieg der Zahlen bei den Ankommenden zu erwarten.

2017 behandelten unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter insgesamt 340.000 Menschen in den drei Camps, 30 Prozentdavon Kinder unter fünf Jahren. Malaria stellte eines der wesentlichsten Probleme dar. Mehr als 72.000 Fälle wurden in den drei Lagern behandelt, gefolgt von Atemwegsinfektionen und Durchfallerkrankungen.

Verbesserte Versorgung führt zu steigenden Aufnahmezahlen

„Unsere Teams reagieren auf die medizinischen Bedürfnisse der südsudanesischen Geflüchteten und der Bevölkerung vor Ort, die in Gambella mehr als 300.000 Menschen umfasst.“, erklärt unser Landeskoordinator Oliver Schulz. „Zusätzlich haben wir mobile Gesundheitszentren an Einreisepunkten entlang der äthiopischen Grenzen eingerichtet, um akute medizinische Hilfe leisten zu können.“

Neben der Unterstützung in den Camps schlossen wir 2017 eine Partnerschaft mit dem Allgemeinkrankenhaus in der Landeshauptstadt von Gambella. Es ist die einzige Gesundheitseinrichtung in der Region, die chirurgische Eingriffe vornehmen kann. Das Einzugsgebiet, einschließlich Geflüchteter und lokaler Bevölkerung, umfasst mehr als 800.000 Menschen.

„Das Krankenhaus hat insbesondere in den Abteilungen, die von uns unterstützt werden, steigende Aufnahmezahlen zu verzeichnen. Die Anzahl an Aufnahmen zur Entbindung haben sich innerhalb weniger Monate fast verdoppelt, da sich die Kapazitäten des Krankenhauses spürbar vergrößert haben“, sagt unser Arzt Dr. César Pérez Herrero.

1.900 Babies wurden im Krankenhaus zur Welt gebracht

„Seit Juni 2017 konnten im Krankenhaus mehr als 1.900 Babies zur Welt gebracht werden. Notfallmaßnahmen wie Kaiserschnitte können schnell und sicher durchgeführt werden“, ergänzt Pérez Herrero.

Im vergangenen  Jahr wurden dort mehr als 1.500 Eingriffe vorgenommen. Trotz unseres Engagements ist die chirurgische Abteilung des Krankenhauses konstant überlastet und benötigt zusätzliche Unterstützung. Da sich die Lage im Südsudan zunehmend verschlechtert, muss jederzeit mit einem neuen Zustrom an Geflüchteten und Kriegsverletzten gerechnet werden.