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Sudan: Eine humanitäre Wüste in Darfur

In der Region Darfur im Sudan - etwa so groß wie Frankreich - erleben die Menschen gerade eine der schlimmsten humanitären Krisen weltweit. Während nahezu alle internationalen Hilfsorganisationen sich seit dem Ausbruch des Kriegs im April letzten Jahres aus dem Sudan zurückgezogen haben, sind wir als eine von sehr wenigen Organisationen präsent und aktiv. Doch unsere Hilfe ist ein Tropfen auf den heißen Stein. 

Leben inmitten von Zerstörung

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Betten
Mehr als tausend Menschen leben in der geplünderten und beschädigten Universität von Zalingei - in Schul- und Büroräumen, die zu Behelfsunterkünften umfunktioniert wurden.
© Juan Carlos Tomasi/MSF

Als die Kämpfe in der Stadt Zalingei, der Hauptstadt des sudanesischen Bundesstaates Zentral-Darfur, ausbrachen, waren die im Camp al-Hasahisa lebenden Vertriebenen extremer Gewalt, Bombenangriffen und Plünderungen ihrer Häuser ausgesetzt. 

Nach Angaben der Vereinten Nationen belagerten die Rapid Support Forces das Camp ab November 2023 monatelang. Sie blockierten den Zugang zu Lebensmitteln und Wasser. Schließlich leerte sich das Camp, und die Menschen flohen quer durch die Stadt und suchten Zuflucht etwa in verlassenen Gebäuden wie Banken, Schulen, Feuerwachen und der Universität, wo sich notdürftig eingerichtet haben.

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Mohammed sitzt auf einem Bett
"Wir konnten mit unseren Kindern fliehen, unsere Habseligkeiten mussten wir zurücklassen. Als wir das Camp verließen, wurden mein Bruder und ich schwer geschlagen. Nun leben wir auf dem zuvor geplünderten Universitätsgelände in einem Büroraum. Ich versuche, als Träger zu arbeiten, aber der Lohn ist zu gering."

- Mohammed und seine Familien leben mit mehr als tausend weiteren Vertriebenen auf dem Universitätsgelände
© Juan Carlos Tomasi/MSF
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Portrait von Najwa
"Seitdem wir aus dem Camp al-Hasahisa vertrieben wurden, leben wir ohne Dach und haben kein Essen. Wir haben nie Hilfe erhalten, nicht einmal ein Stück Seife. Bald kommt die Regenzeit, und wir wissen nicht, wohin wir sollen."

- - Najwa, 30, lebt mit ihren drei Kindern in einer geplünderten Bank in Zalingei
© Juan Carlos Tomasi/MSF
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Aissa und ihre Familie auf dem Boden sitzend
"Wir wurden gejagt und gezwungen, das Camp zu verlassen. Als wir gehen wollten, hielten bewaffnete Männer uns an. Sie fesselten die Leute und schlugen die jungen Männer. Einige Männer wurden getötet, andere verhaftet. Unsere Sachen haben sie gestohlen."

- Aissa und ihre Familie leben seit über sechs Monaten in einem Container in der verwüsteten Feuerwache von Zalingei
© Juan Carlos Tomasi/MSF
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Portrait von Assma, die auf einer Mauer sitzt
„Ich brachte eine*n Patient*in in den OP-Saal, als dem Arzt in den Hals geschossen wurde. Er führte gerade einen Kaiserschnitt durch. Danach verstarb die Patientin auf dem Flur.“

- Assma, Krankenschwester im Krankenhaus von Zalingei
© Juan Carlos Tomasi/MSF

Eine einzige Fachklinik für ganz Zentral-Darfur

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Klinik
Das Krankenhaus von Zalingei ist derzeit die einzige Fachklinik im gesamten Bundesstaat Zentral-Darfur.
© Juan Carlos Tomasi/MSF

In Zalingei haben wir im April in einem zuvor zerstörten und geplünderten Krankenhaus die Notfall-, Kinder- und Geburtsstation sowie eine Station zur stationären Behandlung von Mangelernährung wiedereröffnet. Es ist das einzige Krankenhaus, das eine spezialisierte Behandlung im Bundesstaat Zentral-Darfur bietet. Sie ist überlebenswichtig für Menschen wie Aissa und ihre Familie.

Seit Beginn des Krieges wurden Gesundheitseinrichtungen und medizinisches Personal immer wieder angegriffen und Krankenhäuser geplündert, so auch das Krankenhaus in Zalingei. Nach mehr als einem Jahr der Angriffe auf das Gesundheitswesen ist das sudanesische Gesundheitssystem kaum noch funktionsfähig, und die Menschen sind von lebensrettender Versorgung abgeschnitten. Am stärksten betroffen sind oft die Vertriebenen, die nach dem Verlust ihre Zuhauses, ihres Besitzes und ihres Lebensunterhalts nicht mehr in der Lage sind, Gesundheitseinrichtungen zu erreichen oder Medikamente zu bezahlen.

Darfur ist eine humanitäre Wüste

Die bereits zuvor besorgniserregende humanitäre Situation in Darfur hat sich durch den anhaltenden Krieg verschlimmert. Die konfliktbedingte Gewalt, weit verbreitete Mangelernährung, der Ausfall von Impfungen und die Tatsache, dass zwei Drittel der Bevölkerung keinen Zugang zur Gesundheitsversorgung haben, führt zu einer Vertreibung enorm vieler Menschen.

Wir sind eine der wenigen internationalen humanitären Organisationen, die in Darfur derzeit noch aktiv sind. Das ohnehin fragile Gesundheitssystem ist wegen des Krieges völlig zusammengebrochen: Mehr als 70 Prozent der Gesundheitseinrichtungen in den vom Konflikt betroffenen Gebieten sind nicht mehr funktionsfähig. Medizinische Hilfsgüter und Impfstoffe erreichen die Region kaum, und die Reaktion auf Krankheitssusbrüche wie Masern, Cholera oder Malaria ist äußerst begrenzt.

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