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Konzentration ist der Schlüssel

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Portrait: Laila Schmidt

Laila Schmidt

Ich bin Fachärztin für Anästhesie und Notfallmedizin in der Schweiz. Mit Ärzte ohne Grenzen war ich bereits in der Zentralafrikanischen Republik, der Demokratischen Republik Kongo, in Syrien und im Jemen im Einsatz.

Wie jedes Jahr bringe ich meine ganze Energie und mein ganzes Wissen in meine Rolle in der humanitären Hilfe und bei Ärzte ohne Grenzen ein. Es ist das fünfte Mal, dass ich mich von meinen Lieben verabschiede und in ein Krisengebiet dieser Welt aufbreche, sei es ein bewaffneter Konflikt, ein Krieg oder eine Naturkatastrophe. Diesmal wird es der Jemen sein - ich bin zum zweiten Mal dort, also habe ich eine ziemlich gute Vorstellung davon, was mich erwartet.

Dieser Einsatz wird in Marib im Osten des Jemen stattfinden, das Klima dort ist wüstenartig, heiß und trocken. Was die Kleidung angeht, ist die dortige Gesellschaft eher konservativ, also habe ich die Abaya, ein weites Kleid mit langen Ärmeln, und den Hijab, das Tuch zum Bedecken der Haare, eingepackt - beides in Schwarz, wie es im Jemen üblich ist. 

Hallo, ich bin Laila. 

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Ich bin Anästhesistin aus Deutschland. Normalerweise besteht meine Aufgabe in den Projekten darin, das medizinische Personal zu schulen und über neue Entwicklungen auf dem Gebiet der Anästhesie zu unterrichten sowie die Aktivitäten des Anästhesieteams zu leiten - sehr selten darf ich selbst eine Anästhesie durchführen.  

Laut meinem Berater in Amsterdam soll ich sowohl die Anästhesietechniker als auch die Krankenschwestern und -pfleger der Intensivstation (ICU) schulen. Darüber hinaus werde ich die einzige Intensivmediziner*in dort unterstützen. 

Er oder sie ist für 30 Patient*innen auf der Intensivstation verantwortlich, die offenbar alle mit einer Maschine künstlich beatmet werden müssen. Um einen Vergleich zu geben: In Deutschland würde eine Intensivstation mit 18 Betten von 12 bis 15 Ärzt*innen betreut werden. In Marib ist die Kolleg*in allein.

Natürlich ist es mehr als nötig, ihm oder ihr zur Hand zu gehen! All diese Patient*innen versorgen und zusätzlich Anästhesien durchführen - der Tag müsste 48 Stunden haben, um das alles zu schaffen.

Ich gehe davon aus, dass die Zeit in Marib eine Herausforderung sein wird.

 Die Stille vor dem Sturm  

Aber für den Moment sitze ich in Dschibuti fest, warte auf mein Visum und mache einen PCR-Test auf Corona - obwohl ich vollständig geimpft bin. (Anästhesist*innen gehörten in Deutschland zur ersten Impfgruppe, weil wir so nah an den Atemwegen der Patient*innen arbeiten).   

In diesen Wartetagen bereite ich die theoretischen Präsentationen für das Personal in Marib vor. In gewisser Weise bin ich froh, dass ich diese Zeit hier habe, denn wenn ich erst einmal dort bin, werde ich wohl weder Zeit noch Kopf für derartiges haben.  

Ich bin dankbar für die gründliche Einweisung, die ich vor meiner Abreise erhalten habe. Mit diesem Wissen und der Erfahrung aus meinen bisherigen vier Einsätzen kann ich mir realistisch vorstellen, worauf ich mich vorbereite. 

Atmen nicht vergessen 

Ich werde nur zwei Monate in Marib sein. Da das nicht viel Zeit ist muss ich mich auf das wichtigste konzentrieren: zwei bis vier Aspekte, die ich verbessern will und kann, mehr nicht.

Dann habe ich die größte Chance, einen spürbaren Unterschied und eine nachhaltige Veränderung zu bewirken.

Auch wenn es erfahrungsgemäß deutlich mehr Punkte gibt, die verbessert werden könnten.  

Aber ich werde von einer anderen Anästhesist*in abgelöst, diese Person wird ebenfalls eigene Erfahrung und Wissen in das Projekt einbringen - also konzentriere ich mich auf die aus meiner Sicht größten Probleme. Und wie immer versuche ich mich regelmäßig selbst zu erinnern: Vergiss nicht zu atmen.