In der Demokratischen Republik Kongo (D.R. Kongo) haben sich die seit Jahren andauernden bewaffneten Konflikte im Osten des Landes erneut verschärft. Im Januar 2025 kam es im Osten erneut zu schweren Kämpfen zwischen der bewaffneten Gruppe M23/AFC und der kongolesischen Armee mit ihren Verbündeten. Dabei wurden weitere Hunderttausende Menschen vertrieben. Ohnehin sind in der Region mehr als 4 Millionen Menschen auf der Flucht. Zwischenzeitlich erreichten die Kämpfe die Millionenstadt Goma, wodurch mehr als 400.000 Menschen erneut fliehen mussten. Unsere Teams vor Ort unterstützten umgehend die chirurgische Versorgung Hunderter Kriegsverletzter, unter anderem im Krankenhaus in Kyeshero. Sobald es die Sicherheitslage zuließ, konnten wir unsere Hilfe ausbauen und in mehreren Camps Vertriebene versorgen.
Insgesamt sind im Land Millionen Menschen auf der Flucht vor der Gewalt - das Ausmaß sexualisierter Gewalt ist dramatisch. Die Bevölkerung hat kaum Zugang zur Gesundheitsversorgung. Dies und die schlechte Infrastruktur begünstigen Krankheitsausbrüche. Die Zahl der Mpox-Infektionen des zentralafrikanischen Virustypen Klade I hatte im Jahr 2024 einen noch nie dagewesenen Höchststand erreicht – auch bei der Bekämpfung dieser Krankheit sind wir aktiv.
So helfen wir
- Wir behandeln Kriegsverletzte in von uns unterstützten Krankenhäusern und versorgen Menschen in den Vertriebenencamps, wo wir Trinkwasser bereitstellen und Latrinen bauen.
- Überlebenden sexualisierter Gewalt helfen wir medizinisch und psychologisch.
- Außerdem kümmern wir uns um mangelernährte Kinder und unterstützen bei der Behandlung und Eindämmung von Mpox.
Auf der Flucht vor Gewalt im Osten
Im Osten der Demokratischen Republik Kongo führen Kämpfe und interne Konflikte weiterhin zu massiver Vertreibung und anhaltender Krisen. Die Bedürfnisse an humanitärer Hilfe sind enorm. Im Januar 2025 eskalierte die Gewalt zwischen der bewaffneten Gruppe M23/AFC und der kongolesischen Armee mit ihren Verbündeten erneut. Bereits im Dezember vergangenen Jahres waren 650.000 Menschen vertrieben worden – nun sind erneute Hunderttausende dazugekommen.
Im Gebiet Masisi in Nord-Kivu suchten bereits vor einiger Zeit mehr als 10.000 Menschen im dortigen Krankenhaus und den Einrichtungen von Ärzte ohne Grenzen Schutz. Auch in den vergangenen Tagen suchten die Menschen bei uns und anderen Organisationen Zuflucht. Der gravierende Mangel an humanitären Akteuren in dem Gebiet erschwert die Situation.
Ärzte ohne Grenzen ruft die Konfliktparteien dazu auf, mehr für den Schutz der Zivilbevölkerung zu tun und die grundlegenden Regeln des internationalen Völkerrechts zu respektieren. Sie müssen garantieren, dass medizinische humanitäre Hilfe geleistet werden kann.
Cholera bekämpfen: Wasser und medizinische Versorgung für Vertriebene
Menschen auf der Flucht leben bei Gastfamilien und in bereits bestehenden, informellen Camps – sowie in neuen Lagern – vor allem westlich der Großstadt Goma. Wir bieten in den Camps rund um Goma kostenlose medizinische Versorgung an. Als Reaktion auf den völligen Mangel an Trinkwasser bauten wir am Ufer des Kivu-Sees eine Wasserpump- und Chlorierungsstation, die täglich bis zu zwei Millionen Liter Trinkwasser pumpt und desinfiziert.
Unsere Teams impfen gegen Cholera und behandeln auch weiterhin gegen die gefährliche Magen-Darm-Infektion. Allein in den Provinzen Nord- und Süd-Kivu behandelten wir 2023 mehr als 18.600 Patient*innen. Doch wenn sich die hygienischen Bedingungen nicht verbessern, wird unsere medizinische Hilfe kaum Wirkung zeigen und Cholera sich sehr schnell wieder ausbreiten. Die prekären Lebensbedingungen führen zu einer alarmierend hohen Sterblichkeitsrate von Kindern unter fünf Jahren. Datenerhebungen aus dem Mai 2023 zeigen, dass beispielsweise im Camp in Elohim eines von vier Kindern wegen Mangelernährung behandelt wird.
![Wartung von Wasserpumpen Wartung von Wasserpumpen](/sites/default/files/styles/card_image_xl/public/2024-03/maintainance-water-pumps-bulengo-displaced-camp.jpg?h=82f92a78&itok=u8wLy1te)
Wasser- und Sanitärexpert*innen im Einsatz in Goma
Latrinen bauen, Wasser aufbereiten: Eugénie Banganyigabo Diane arbeitet als Mechanikerin in Goma und berichtet von ihrer Arbeit.
Dramatische Zunahme sexualisierter Gewalt
Im Jahr 2023 haben wir fast 29.000 Überlebende sexualisierter Gewalt behandelt – fast nur Frauen. Wir versorgten die Betroffenen kostenlos und vertraulich medizinisch und psychologisch.
2024 spitzt sich die Situation zu: Allein in der Provinz Nord-Kivu unterstützten wir zwischen Januar und Mai 17.363 Überlebende sexualisierter Gewalt. Schon vor Ablauf der ersten Jahreshälfte machen diese Fälle bereits 69 Prozent aller Fälle von sexualisierter Gewalt aus, die wir 2023 in den fünf Provinzen Nord-Kivu, Süd-Kivu, Ituri, Maniema und Zentral-Kasai behandelt haben. Für die Frauen ist insbesondere gefährlich, dass sie die Camps verlassen müssen, um Nahrung oder Feuerholz zu suchen. Dabei sind sie einem erhöhten Risiko sexualisierter Gewalt ausgesetzt.
![We are calling for help - Cover We are calling for help - Cover](/sites/default/files/styles/card_image_xl/public/2024-10/we-are-calling-help-annual-reportpng.png?h=58c5aeeb&itok=BLsdTzwH)
“Wir rufen nach Hilfe” - Sexualisierte Gewalt in der D.R. Kongo 2023
Der Bericht “We are calling for help” ("Wir rufen nach Hilfe") zeigt quantitativ und qualitativ, wie kritisch die Situation in der D.R. Kongo ist Zudem ist dort beschrieben, wie Ärzte ohne Grenze gemeinsam mit dem Gesundheitsministerium Überlebende sexualisierter Gewalt behandelt.
Mpox-Epidemie: Notlage international erklärt
Die Viruserkrankung Mpox tritt in der Demokratischen Republik Kongo regelmäßig auf, wobei in den vergangenen zwei Jahren ein zunehmender Anstieg der Infektionszahlen beobachtet wurde. Die Zahl der Fälle verdreifachte sich auf mehr als 14.000 im Jahr 2023. Im Laufe des Jahres 2024 hat sich die Lage weiter verschlechtert und es wurden mehr als 20.000 Verdachts- und bestätigte Krankheitsfälle gemeldet. Die WHO erklärte den Ausbruch zur “gesundheitlichen Notlage von internationaler Tragweite”.
Unter anderem schien eine neu aufgetretene Sublinie (Klade Ib) des zentralafrikanischen Virustypen (Klade I) zur verstärkten Ausbreitung beizutragen. Dies ist besonders gefährlich angesichts der enormen Bevölkerungsbewegungen in und aus der Demokratischen Republik Kongo und der Situation in den Camps.
![Mpox (vormals Affenpocken) in der Demokratischen Republik Kongo Mpox (vormals Affenpocken) in der Demokratischen Republik Kongo](/sites/default/files/styles/card_image_xl/public/2024-08/mpox-drc_0.jpg?h=2b7c2fc9&itok=t7z29_Qt)
Mpox-Epidemie in Zentralafrika
Wissenswertes zu Mpox und mehr Informationen zu den Faktoren, die in der aktuellen Epidemie in der DR Kongo eine Rolle spielen, finden Sie auf unserer Seite zu Mpox.
Zuletzt aktualisiert: 29.01.2025