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Von der Herausforderung zur Routine

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Susanne Hauke

Susanne Hauke

Ich komme ursprünglich aus dem Hotelmanagement, später habe ich in der Buchhaltung sowie zwölf Jahre lang als Ehrenamtskoordinatorin bei einer NGO gearbeitet. Jetzt war ich mit Ärzte ohne Grenzen in der Demokratischen Republik Kongo im Einsatz.

Ich lande am Flughafen in Goma und sehe als erstes etliche UN-Flugzeuge, dann eine ganze Reihe Blauhelme, die zur Friedensmission der UN gehören. Es ist klar: Ich bin in einem Krisengebiet.  

Ärzte ohne Grenzen hat hier in Goma, der Hauptstadt der Provinz Nord-Kivu in der Demokratischen Republik Kongo, vor kurzem ein Notfallprojekt gestartet. Nachdem in der Region im Zusammenhang mit dem Wiedererstarken der bewaffneten Gruppe M23 erneut schwere Gewalt ausgebrochen ist, suchen viele Zehntausende Menschen rund um die Stadt in notdürftig errichteten Camps Zuflucht.  

Es ist mein erster Einsatz mit Ärzte ohne Grenzen. Als Personal- und Finanzmanagerin werde ich unsere Hilfe hier in den kommenden sechs Monaten mit aufbauen. Noch am Flughafen lerne ich meinen ersten Kollegen kennen: den Wasser- und Sanitärtechniker Jacob, der aus Kenia angereist ist. Er wird wie ich das Notfallteam koordinieren – gemeinsam mit einem Projektkoordinator, einer medizinischen Leiterin und einem Administrator.  

Vom Hotelmanagement bis nach Goma 

Bewundert und mit Spenden unterstützt habe ich Ärzte ohne Grenzen schon lange. Jetzt, wo meine Kinder groß sind, möchte ich auch direkt vor Ort einen Beitrag zur Arbeit der Organisation leisten. Ich komme ursprünglich aus dem Hotelmanagement, später habe ich in der Buchhaltung sowie zwölf Jahre lang als Ehrenamtskoordinatorin bei einer NGO gearbeitet. Zunächst war ich unsicher, ob meine Finanz- und Personalerfahrungen für eine Mitarbeit bei Ärzte ohne Grenzen genügen würden. Aber auch mein jahrelanges ehrenamtliches Engagement u. a. in der Geflüchtetenhilfe zählten im Bewerbungsprozess viel – und ich bekam eine Zusage. 

Vor Ort bin ich vor allem für die Personalrekrutierung und -organisation sowie die Budgetkontrolle verantwortlich. Das Notfallprojekt ist auf sechs Monate angelegt. Wir sind in zwei Camps aktiv, wobei unsere Hilfe teils noch im Aufbau ist. Wir brauchen dringend weiteres Personal, unter anderem Wasser- und Sanitärexpert*innen, Logistiker*innen, Köch*innen und Wachpersonal. Deshalb heißt es für mich: Schnell alle Prozesse kennenlernen! 

Zehn Tage, um das Wichtigste zu lernen 

Im Büro angekommen, führen mich meine Kolleg*innen in die verschiedenen Bereiche ein: Personalwesen, Logistik, Beschaffung, Kommunikation. 

Wichtig sind auch die Informationen zur aktuellen Sicherheitslage, denn die D. R. Kongo ist nach wie vor Schauplatz bewaffneter Aufstände. Ich erfahre, dass wir in den ersten zwei Wochen nur tagsüber gemeinsam mit erfahrenen Kolleg*innen unterwegs sein dürfen. Ab 18 Uhr dürfen wir uns aus Sicherheitsgründen nur noch im Auto fortbewegen. 

Und dann ist da Mirko, der derzeitige Finanz- und Personalmanager aus Italien. Er wird in zehn Tagen abreisen und alle Aufgaben an mich übergeben. Ich habe also zehn Tage, um alles zu lernen, was ich wissen sollte: Wie schreiben wir neue Stellen aus und besetzen sie? Wer darf welche Rechnungen freigeben? Mit welchen Tools planen und bearbeiten wir das Budget? 

Etliche Sprachen um mich herum 

Für die vielen nötigen Einstellungen sichte ich schon bald hunderte Bewerbungen, versuche herauszufinden, was die unterschiedlichen Abschlüsse bedeuten und welche Expertise die Bewerber*innen haben. Mein Französisch ist doch etwas eingerostet. Aber mit jedem Tag wird es besser. 

Ich genieße es, in einer Umgebung zu arbeiten, in der Französisch und Englisch unsere Arbeitssprachen sind und ich etliche weitere Sprachen um mich herum höre.

Die nationalen Mitarbeitenden sprechen untereinander Suaheli. Zudem kommen meine internationalen Kolleg*innen aus Spanien, Brasilien, Italien, Frankreich, Belgien, Tunesien und den USA. 

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Unser Finanz- und Personalbüro in Goma.
Unser Finanz- und Personalbüro in Goma.
© Susanne Hauke

 

Einstellungstests und Urlaubsanträge 

Nach und nach beginne ich, eine Arbeitsroutine zu entwickeln. Ich sichte Lebensläufe, bereite Einstellungstests vor, stelle im Interview die üblichen Personalfragen „Wie ist Ihr Werdegang? Warum sind Sie die beste Kandidat*in?“ und vergleiche die Erfahrungen der Kandidat*innen entsprechend der für uns relevanten Kriterien. Zudem verwalte ich die Projektfinanzen mithilfe der monatlichen Budgeterstellung, prüfe Rechnungen und Bestellvorgänge, zahle die Gehälter aus und erstelle Organigramme, um einen Überblick über unser schnell wachsendes Team zu bekommen.

Zudem kümmere ich mich um etliche andere kleinere Dinge: Ich sorge dafür, dass alle Kolleg*innen stets Telefonguthaben haben - das ist sehr wichtig für unsere Sicherheit, wir alle müssen jederzeit erreichbar sein. Ich verteile die Zimmer in unserem Gästehaus und stelle sicher, dass wir immer genügend Lebensmittel und Toilettenpapier haben. 

Ich arbeite mit dem Finanzassistenten Michael und dem Personalassistenten Louis zusammen, beide unterstützen mich bei allen Aufgaben. Nur gemeinsam können wir die Arbeit schaffen. Michael und Louis kommen aus der D. R. Kongo, wie die Mehrzahl der Mitarbeitenden im Projekt. Sie alle sind wahnsinnig nett und ich bin dankbar, dass sie mir mit viel Geduld alles beibringen, was ich wissen muss.