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Alles muss immer schnell gehen

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Susanne Hauke

Susanne Hauke

Ich komme ursprünglich aus dem Hotelmanagement, später habe ich in der Buchhaltung sowie zwölf Jahre lang als Ehrenamtskoordinatorin bei einer NGO gearbeitet. Jetzt war ich mit Ärzte ohne Grenzen in der Demokratischen Republik Kongo im Einsatz.

Gemeinsam mit einem Kollegen fahre ich in die beiden Vertriebenencamps, in denen unser Notfallteam Hilfe leistet: die Camps Lushagala und Bulengo außerhalb von Goma in der Demokratischen Republik Kongo.

Rund 600.000 Menschen sind aus ihren Dörfern in der Provinz Nord-Kivu dorthin geflohen und benötigen medizinische Versorgung. Die Menschen leben sehr beengt in einfachen Behausungen, sodass sich Krankheiten schnell ausbreiten können. Auch Cholera ist in den Camps ausgebrochen. Dabei kommen täglich noch mehr Vertriebene an. 

"Geschätzt zu werden, schützt uns"

Wir arbeiten in den Camps nur bis Punkt 16 Uhr, dann muss das gesamte Team wieder zurück in der Stadt sein. Wir tragen stets T-Shirt oder Weste mit unserem Logo, sodass wir klar als Mitarbeitende von Ärzte ohne Grenzen erkennbar sind. Tatsächlich ist unsere Hilfe sehr geschätzt, das schützt uns und wir können uns frei bewegen, ohne Angst vor Übergriffen haben zu müssen. 

Ich bin in den Camps u. a. dafür verantwortlich, dass die Essensversorgung in den Kliniken reibungslos funktioniert. Das ist wichtig, damit die Patient*innen und die Angehörigen, die sie begleiten, täglich drei Mahlzeiten erhalten können. Gemeinsam mit meinem Kollegen schaue ich mir heute die Ausstattung der Küchen an und bespreche mit dem Kochpersonal, ob die Lebensmittel rechtzeitig geliefert werden und es weitere Bedarfe gibt.

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Um Cholera einzudämmen, sind viele Hygienemaßnahmen nötig, wie hier im Camp Bulengo.
Um Cholera einzudämmen, sind viele Hygienemaßnahmen nötig, wie hier im Camp Bulengo.
© Michel Lunanga/MSF

Strenge Regeln für Geschirr und Lebensmittel 

In unserer Klinik im Camp Bulengo ist die Küche bereits vollständig eingerichtet und alles ist gut eingespielt. Dabei müssen hier derzeit strenge Vorgaben erfüllt werden: Unser medizinisches Team behandelt im Camp momentan viele Cholera-Erkrankte. Cholera ist hoch ansteckend und wir müssen unbedingt vermeiden, dass Keime über das Essensgeschirr übertragen werden. Deshalb gibt es einen genau definierten Weg, den das Essen und das Geschirr zwischen der cholerafreien Zone und der Isolationsstation nehmen muss.    

In Lushagala sieht die Lage ganz anders aus. Das Camp wurde erst seit kurzem besiedelt, da Bulengo für die vielen Menschen nicht mehr ausreichte. Unser Team baut hier gerade in Windeseile ein Triage-Zelt auf, mehrere Krankenstationen, Latrinen, ein Lagerhaus und eine Küche. Es geht gut voran. 

Für die Stelle der Köch*in starten wir schnellstmöglich den Bewerbungsprozess, also: Ausschreibung entwerfen und veröffentlichen, Bewerbungen sichten und Interviews führen. Schon bald kann die Küche ihre Arbeit aufnehmen. 

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Provisorische Kochmöglichkeit im Camp Lushagala vor dem Ausbau der Küche.
Provisorische Kochmöglichkeit im Camp Lushagala vor dem Ausbau der Küche.
© Susanne Hauke

Erschöpft, aber begeistert 

Ich bin nun seit sieben Wochen in Goma, die Zeit vergeht wie im Flug. Ein paar “Panikattacken” auf der Arbeit habe ich hinter mir, aber inzwischen weiß ich, was ich tue, wenn ich mich auch noch nicht in allem auskenne. Die monatliche Budgeterstellung zum Beispiel übernimmt mein Projektkoordinator Mitch, da ich schlicht keine Zeit dazu habe. 

Ich arbeite hier sechs Tage die Woche etwa zehn Stunden täglich und alles muss immer sehr schnell gehen. Schließlich bin ich in einem Notfallteam, das Ärzte ohne Grenzen immer dann entsendet, wenn es eine akute Krisensituation gibt. Ich muss sagen, es ist anstrengend und ich bin abends sehr erschöpft. Schon um 21 Uhr gehe ich schlafen, manchmal sogar noch früher. Aber meine Arbeit ist vielfältig und interessant und ich bin Teil eines tollen Teams. 

Unser Team wächst 

Da immer mehr Vertriebene in Goma ankommen, vergrößert sich auch unser Notfallteam.  Weitere internationale Mitarbeitende sind eingetroffen, zudem geht die Rekrutierung der lokalen Angestellten voran. Zugleich wurde unser Team geteilt: Ich bin im Team ‚Lushagala‘ und habe einen neuen Projektkoordinator, Johan, aus Frankreich. Der hat einen ganz anderen Stil als sein Vorgänger, Mitch, ein Amerikaner. Auch mein “Zwilling” ist eingetroffen: Rosa, die Personal- und Finanzmanagerin für das Team ‚Bulengo‘. Sie hat schon wesentlich mehr Erfahrung in Hilfseinsätzen als ich, nicht nur mit Ärzte ohne Grenzen. Ich lerne viel von ihr und es ist schön, die Dinge gemeinsam anzugehen und sich gegenseitig unterstützen zu können.