Impfungen
Impfungen zählen zu den einfachsten und wirksamsten medizinischen Maßnahmen, um Millionen Babys, Kinder und Erwachsene vor potentiell tödlichen Krankheiten zu schützen. Vor allem für Menschen in ärmeren Ländern, in denen es immer wieder zu Ausbrüchen und Epidemien hoch ansteckender Infektionskrankheiten kommt, sind preisgünstige Impfungen überlebenswichtig.
Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge verhindern Impfungen derzeit jedes Jahr 3,5 bis 5 Millionen Todesfälle durch Krankheiten wie Diphtherie, Tetanus, Keuchhusten, Grippe und Masern.
Doch trotz enormer Fortschritte hat sich die Durchimpfungsrate in den letzten Jahren nicht verbessert und ist seit 2020 gesunken: Die Covid-19-Pandemie und die damit verbunden Unterbrechung von Routineimpfungen haben dazu geführt, dass 2021 rund 25 Millionen Kinder weltweit nicht geimpft wurden - 6 Millionen mehr als 2019 und die höchste Zahl seit 2009.
Wissenswertes über Impfungen
Was ist eine Impfung?
Die Impfung ist ein einfaches, sicheres und wirksames Mittel, um sich vor schädlichen Krankheiten zu schützen, bevor man mit deren Erregern in Kontakt kommt. Sie nutzt die natürlichen Abwehrkräfte des Körpers. Das Immunsystem wird durch eine Impfung gestärkt und bildet vorbeugend einen Schutz vor bestimmten Infektionen.
Gelangt ein Krankheitserreger in den Körper, bildet dieser Antikörper, um die Fremdlinge abzuwehren. Bei einer Impfung passiert prinzipiell dasselbe: Das Immunsystem wird trainiert, Antikörper gegen Teile des Impfstoffes zu bilden. Da die Impfstoffe jedoch nur abgetötete oder abgeschwächte Formen von Krankheitserregern wie Viren oder Bakterien enthalten, verursachen sie weder die Krankheit noch setzen sie die geimpfte Person dem Risiko von Komplikationen aus.
Warum sind Impfungen wichtig und wie wird geimpft?
Impfungen sind wichtig, um schwere Krankheitsverläufe und die Ausbreitung von Krankheiten zu verhindern.
Wichtig ist, dass möglichst alle Kinder – je nach Impfstoff – in den ersten zwei Jahren, spätestens bis zum fünften Geburtstag geimpft werden und damit die sogenannte Grundimmunisierung erhalten. Es gibt Einzel- und Kombinationsimpfstoffe. Um den aufgebauten Impfschutz langfristig zu gewähren, müssen viele Impfungen nach rund zehn Jahren „aufgefrischt“ werden. Denn gerade sogenannte „Kinderkrankheiten“ wie beispielsweise Masern, gegen die im Kleinkindalter geimpft wird, können bei ungeschützten Erwachsenen schwer verlaufen.
Geschätzt sterben jährlich etwa zwei Millionen Kinder an Krankheiten, die durch Impfungen verhindert werden können. Impfstoffe gegen folgende Krankheiten können dazu beitragen, die hohe Kindersterblichkeit zu senken:
- Tuberkulose
- Polio
- Diphtherie
- Tetanus
- Keuchhusten
- Hepatitis B
- Haemophile Influenzae Typ B (Hib)
- Pneumokokken
- Rotaviren
- Masern
- Gelbfieber
Was ist “indirekter Schutz” durch Impfungen?
Ein ausreichender Impfschutz ist nicht nur für den geimpften Einzelnen wichtig. Impfungen schützen immer auch indirekt Kinder und ältere Menschen, die wegen Allergien oder chronischen Erkrankungen nicht geimpft werden dürfen.
Je mehr Menschen geimpft sind, desto geringer das Risiko, dass die Krankheit ausbricht. Dann nämlich findet der Erreger nicht mehr genug Ungeimpfte, die er noch anstecken könnte – die Krankheit verbreitet sich nicht weiter. Vor allem in ärmeren Ländern sind hohe Impfquoten ein wirksamer Schutz vor Epidemien.
Gibt es Risiken bei Impfungen?
Jedes Arzneimittel hat Wirkungen und Nebenwirkungen. So gibt es auch bei manchen Impfstoffen Risiken.
Wir sprechen uns dagegen aus, alle Impfstoffe pauschal zu beurteilen. Durch unsere langjährigen Erfahrungen gehen wir davon aus, dass die Vorteile von Impfungen die Risiken deutlich überwiegen – vor allem auch in den ärmeren oder von Konflikten betroffenen Ländern, in denen unsere Teams arbeiten.
Und zwar schon deswegen, weil die meisten Kinder im Falle einer Erkrankung keinen Zugang zu medizinischer Versorgung hätten. Außerdem sind Impfungen dort besonders wichtig, wo viele Menschen auf engem Raum zusammenleben müssen. Dies ist in vielen Kontexten der Fall, in denen Ärzte ohne Grenzen arbeitet, z.B. in Geflüchteten- oder Vertriebenencamps.
Welche Schutzimpfungen gibt es?
Heute gibt es Impfstoffe zur Vorbeugung von mehr als 20 lebensbedrohlichen Krankheiten, die Menschen aller Altersgruppen helfen, länger und gesünder zu leben.
Wir verabreichen in unseren Projekten am häufigsten:
- Impfung gegen Masern
- Impfung gegen Cholera
- Impfung gegen Meningitis
- Impfung gegen Gelbfieber
Gelbfieber ist eine Viruserkrankung, die von weiblichen Aedes-Mücken übertragen wird. Die Krankheit ist weder behandel- noch heilbar. Es gibt aber einen hochwirksamen Impfstoff. Eine einzige Dosis schützt lebenslang. Bei mangelndem Vorrat ist nachweislich schon ein Fünftel der üblichen Impfdosis wirksam. Vor allem in Afrika südlich der Sahara kommt es – wegen unzureichender Impfraten – immer wieder zu Ausbrüchen der potentiell tödlichen Erkrankung. Jedes Jahr sterben geschätzt 30.000 bis 60.000 Menschen an Gelbfieber. - Impfung gegen Pneumokokken
Lungenentzündungen sind eine der häufigsten Todesursachen bei Kindern unter fünf Jahren. Häufig sind sie durch Bakterien namens Pneumokokken verursacht. Jedes Jahr sterben etwa eine Million Kinder an der Infektion. Das müsste nicht sein – denn es gibt mehrere sehr wirksame Impfstoffe. Da die Impfstoffe jedoch sehr teuer sind, werden mehr als 55 Millionen Kinder jährlich nicht gegen Pneumokokken geimpft. Seit kurzem gibt es einen alternativen, günstigeren Impfstoff. Wir setzen uns deshalb auch politisch dafür ein, dass es einen Impfstoff zu erschwinglichen Preisen gibt, mit dem mehr Kinder geimpft werden können. Mehr zu diesem Bereich unserer Arbeit finden Sie hier.
Warum sind Impfungen wichtig, um Antibiotikaresistenzen zu bekämpfen?
Impfstoffe können dazu beitragen, die Verbreitung von Antibiotikaresistenzen einzudämmen. Eine Antibiotikaresistenz bedeutet, dass die Bakterien unempfindlich gegenüber dem Medikament geworden sind.
Die weltweite Zunahme von Krankheiten, die durch arzneimittelresistente Bakterien verursacht werden und auf den übermäßigen und falschen Einsatz von Antibiotika zurückzuführen sind, stellt ein großes Problem für die öffentliche Gesundheit dar. Die Behandlung von antibiotikaresistenten Infektionen ist schwieriger und kostspieliger, und nicht immer erholen sich die Betroffenen.
Die Impfung von Menschen und Tieren ist ein sehr wirksames Mittel, um sie vor einer Infektion mit entsprechenden Bakterien zu bewahren und damit den Einsatz von Antibiotika zu vermeiden.
Die bessere Nutzung vorhandener Impfstoffe und die Entwicklung neuer Impfstoffe sind wichtige Möglichkeiten, die Antibiotikaresistenz zu bekämpfen und vermeidbare Krankheiten und Todesfälle zu verringern.
Wo und wen impft Ärzte ohne Grenzen?
Wir impfen:
- Kinder unter fünf Jahren in Basisgesundheitsprogrammen in Ländern mit niedrigen Impfraten.
- nach Ausbrüchen von Masern, Cholera, Gelbfieber und Meningitis in großen Impfkampagnen, um die weitere Übertragung einzudämmen.
- in humanitären Notsituationen durch Vertreibung oder bei unzureichend medizinischer Versorgung ebenfalls in großen Impfkampagnen
Darüber hinaus setzen wir uns auch auf politischer Ebene dafür ein, dass Menschen in ärmeren Ländern Zugang zu kostengünstigen Impfstoffen haben. Mehr zu diesem Bereich unserer Arbeit finden Sie hier.