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Noma

Eine vermeidbare und behandelbare Krankheit, die es nicht mehr geben sollte.

Noma ist eine infektiöse, aber nicht ansteckende bakterielle Erkrankung, die als Zahnfleischentzündung beginnt. Innerhalb von nur wenigen Tagen zerstört die Infektion Knochen und Gewebe im Gesicht. Von Noma betroffen sind vor allem Kinder unter sieben Jahren, jährlich erkranken rund 140.000 an Noma. Bis zu 90 Prozent der an Noma erkrankten Menschen sterben innerhalb der ersten zwei Wochen nach Auftreten der ersten Symptome, wenn keine Behandlung mit Antibiotika erfolgt. Die größten Risikofaktoren sind mangelnde Mundhygiene und ein z.B. durch Mangelernährung oder Vorerkrankungen wie Masern oder Malaria geschwächtes Immunsystem. 

Unsere medizinische Hilfe gegen Noma 

  • Wir behandeln an Noma erkrankte Menschen im akuten Zustand stationär und ambulant mit Antibiotika, Wundversorgung sowie einer Flüssigkeits- und Nahrungsmitteltherapie. 
  • Wir ermöglichen rekonstruktive chirurgische Operationen, um die durch Noma entstehenden Narben zu entlasten und Funktionalitäten wie Essen und Sprechen wieder herzustellen 
  • Wir bieten Noma-Überlebenden psychosoziale Unterstützung an, denn viele von ihnen leiden unter Ausgrenzung und Stigmatisierung. 
2023, MSF

Erfolg im Kampf gegen Noma: Internationale Anerkennung als Tropenkrankheit 

 

Die nigerianische Regierung, Initiativen von Betroffenen, internationale Organisationen und 32 Länder weltweit setzten sich in den vergangenen Jahren dafür ein, dass Noma auf die Liste der vernachlässigten Tropenkrankheiten (neglected tropical diseases, NTDs) der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aufgenommen wird. Im Dezember 2023 war es dann endlich so weit: Noma wurde als vernachlässigte Tropenkrankheit anerkannt.  
Die Hoffnung ist, dass Noma jetzt die Aufmerksamkeit erhält, die sie verdient und mehr finanzielle Mittel in die Erforschung der Krankheit fließen werden.

Noma ist vermeidbar und behandelbar, wenn mehr über die Krankheit bekannt wird und die Hauptrisikofaktoren eliminiert werden.

Wissenswertes über Noma

Welche Symptome haben Patient*innen mit Noma?

Noma beginnt als Zahnfleischentzündung, ähnlich wie ein kleines Geschwür im Mund. Neben Appetitlosigkeit haben die Kinder oft auch Fieber. Die Infektion zerstört sehr schnell Knochen, Gewebe und Muskulatur des Gesichtes und befällt Kiefer, Lippen, Wangen oder Nase – je nachdem, wo die Infektion beginnt. Es dauert nur wenige Tage, bis Noma in den Gesichtern der Überlebenden zu starken Knochen- und Gewebeschäden führt. Die Wunden beeinträchtigen meist auch die Fähigkeit zu essen, zu sprechen, zu sehen oder zu atmen. 

Wie wird Noma behandelt?

Mit grundlegender Zahnpflege, Antibiotika und Wundbehandlung können Patient*innen innerhalb weniger Wochen vollständig genesen. Risikofaktoren wie Mangelernährung oder Masern müssen bei einer Therapie ebenfalls berücksichtig werden.  

Um die durch die Krankheit beeinträchtigten Funktionalitäten wieder herzustellen, können rekonstruktive Operation vorgenommen werden. Diese sind aufwendig, stellen aber die zerstörten Bereiche des Gesichts wieder her und führen neben einer verbesserten Funktionalität auch zu einer einher ästhetische Verbesserungen.  Da die Wunden meist komplex sind und sich mit dem Wachstum der Kinder verändern können, müssen kleine Kinder warten, bis sie älter sind, bevor sie operiert werden können. 

Wie erfolgreich ist die Behandlung von Noma?

Wenn die Krankheit schnell erkannt und angemessen behandelt wird, ist Noma leicht und erfolgreich therapierbar. Aktuell sterben jedoch nach wie vor rund 90 Prozent der Erkrankten, da in den betroffenen Bevölkerungsgruppen oft zu wenig über die Krankheit bekannt ist. Überlebende leiden oft ein Leben lang an Folgekomplikationen wie Beeinträchtigungen beim Essen und Sprechen oder an Ausgrenzung und Stigmatisierung. Um Funktionalitäten des Gesichtes wie Essen oder Sprechen wiederherzustellen und eine angemessene Lebensqualität der Patient*innen zu gewährleisten, brauchen diese rekonstruktive Operationen.

Warum ist über Noma so wenig bekannt?

Noma ist kaum erforscht. Das liegt u.a. daran, dass im Zentrum des Globalen Gesundheitssystems aktuell nicht die Gesundheitsbedürfnisse von Menschen weltweit stehen. Vielmehr funktionier das System nach wirtschaftlichen Dynamiken und verfolgt das Ziel Profite zu erzielen. Die gravierende Konsequenz ist, dass in die Erforschung vieler Krankheiten erst gar nicht investiert wird. Insbesondere in die Krankheiten, von denen hauptsächlich Menschen im Globalen Süden betroffen sind, wird wenig investiert – denn der Absatzmarkt für die Medikamente ist nicht lukrativ genug. Weitere Informationen zu diesem Thema und unserem Einsatz in diesem Bereich finden Sie hier

Wo kommt Noma am häufigsten vor?

Am weitesten verbreitet ist Noma aktuell in einkommensschwachen Gebieten in Afrika und Asien. Auch in Europa war Noma weit verbreitet, verschwand aber, als sich die Lebensbedingungen und der Zugang zur Gesundheitsversorgung verbesserten. Während des Zweiten Weltkriegs wurden Fälle in Konzentrationslagern gemeldet.

Warum betrifft die Krankheit vermehrt Menschen, die in Armut leben?

Hauptrisikofaktoren für Noma sind ein schwaches Immunsystem, Mangelernährung und schlechte hygienische Bedingungen. Diese Faktoren sind oft armutsbedingt. Auch ein mangelnder Zugang zu ausreichender medizinischer Versorgung erhöht das Risiko für Noma, denn er führt dazu, dass Menschen nicht ausreichend über die Krankheit informiert sind und erkrankte Kinder zu spät oder gar nicht zur Behandlung in ein Krankenhaus bringen.

Gibt es eine Impfung gegen Noma?

Im Moment gibt es keine Impfung gegen Noma. Kinder, die gegen die üblichen Kinderkrankheiten geimpft sind, haben aber ein geringeres Risiko, an Noma zu erkranken, da ihr Immunsystem nicht von anderen Infektionen wie z.B. Masern geschwächt werden kann.

In welchen Ländern behandelt Ärzte ohne Grenzen Noma?

Jetzt hören: Tropenkrankheit Noma - Tödlich, und dennoch kaum erforscht

In dieser Folge unseres Podcasts "Notaufnahme" berichtet die Krankenpflegerin Fabia Casti von ihrem Einsatz in Nigeria. Neun Monate hat in dem von uns unterstützen Krankenhaus in der nigerianischen Stadt Sokoto gearbeitet. Dort behandelte sie Patient*innen, die von einer Noma-Infektion betroffen waren – einer kaum bekannten Krankheit mit schwerem Verlauf. Seitdem setzt sie sich dafür ein, dass die Krankheit mehr Aufmerksamkeit erhält.