Unsere Hilfe im Jemen
Die aktuelle Situation im Jemen
Die Situation im Jemen hat sich nach jahrelangem Krieg zu einer der größten humanitären Krisen weltweit entwickelt. Laut des Welternährungsprogramms sind circa 3,5 Millionen schwangere und stillende Frauen sowie Kinder unter fünf Jahren von akuter Mangelernährung betroffen. Wir fordern die internationale Gebergemeinschaft auf, die Nothilfemaßnahmen im Jemen finanziell stärker zu unterstützen.
Wie wir im Jemen helfen
- Wir unterstützen 17 Krankenhäuser im Land und 18 weitere Gesundheitseinrichtungen in 13 Gouvernements.
- Wir haben auf saisonal bedingte Mangelernährung bei Kindern reagiert: durch ambulante Ernährugnszentren an verschiedenen Standorten und indem wir Krankenhäuser unterstützten.
- In Marib stellen wir die medizinische Grundversorgung für Vertriebene und marginalisierte Bevölkerungsgruppen sicher. Das umfasst die Bereiche reproduktive Gesundheit, Mangelernährung, chronische Krankheiten und psychische Gesundheit.
- Wir unterstützen die medizinische Versorgung von Müttern und Kindern, unter anderem in der Geburtshilfe.
- In unserm Traumazentrum in Aden bieten wir orthopädische Eingriffe an, wie zum Beispiel rekonstruktive Operationen.
- Wir bieten psychologische und psychiatrische Dienstleistungen - insbesondere auch für Menschen, die unter den Folgen von traumatischen Erlebnissen leiden.
- Zudem kümmern wir uns im Jemen um die Eindämmung von Krankheiten wie Cholera, Diphterie und Masern.
Warum wir im Jemen helfen
Die Republik Jemen liegt im Süden der Arabischen Halbinsel und ist Heimat von knapp 30 Millionen Menschen. Seit 2015 herrscht dort Krieg und mehr als 20 Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Seit 2022 gibt es offiziell einen Waffenstillstand und Ende 2023 sind die heftigsten Kämpfe abgeflaut. Die Krise im Land ist damit aber noch nicht vorbei. Die Wirtschaft ist zusammengebrochen, die Infrastruktur zerstört, viele Menschen haben ihre Arbeit verloren. Aus Angst vor Angriffen, oder weil sie die Kosten des Transports nicht tragen können, treten viele Patient*innen den Weg zu einem Krankenhaus gar nicht erst an. So bringen Schwangere ihre Kinder zu oft ohne medizinische Begleitung auf die Welt, was ein hohes Risiko für das Leben von Mutter und Kind bedeutet.
Hinzu kommt das erhöhte Infektionsrisiko aufgrund der schlechten hygienischen Bedingungen in Geflüchtetencamps im Jemen. Immer wieder gibt es Ausbrüche von Cholera, Masern und anderen Krankheiten.
Ärzte ohne Grenzen leistete im Jahr 1986 zum ersten Mal medizinische Hilfe im Jemen.
Geburtshilfe für Frauen
Der Bedarf an Mutter-Kind-Versorgung steigt immer noch. Wir haben daher unsere Aktivitäten ausgebaut. Unsere Teams unterstützen bei Entbindungen, auch chirurgisch, und leisten vorgeburtliche und pädiatrische Versorgung in verschiedenen Governements.
Teilweise arbeiten wir dabei in unseren eigenen Einrichtungen, so etwa in einem von uns geführten Krankenhaus in Mocha. Wir unterstützen mehrere Kliniken in verschiedenen Regionen und haben im Krankenhaus in al-Hudaida eine pädiatrische Station geöffnet. Zudem unterstützen wir auch die pädiatrische Abteilung des Mocha General Hospital.
Psychologische Hilfe: Krieg und Armut machen krank
Durch den andauernden Krieg und die prekäre wirtschaftliche Lage, die Hunger und Armut verursachen, haben viele Menschen Traumata und psychische Krankheiten entwickelt.
Wir unterstützen daher im Krankenhaus in Abs und in unserem Gesundheitszentrum in Hadscha. Dort klären wir über psychische Krankheiten auf und bieten Beratung, Psychotherapie sowie psychiatrische Betreuung für Menschen mit schweren psychischen Erkrankungen an. In Hadscha betreiben wir zusätzlich eine Tagesklinik für Menschen mit chronischen psychischen Erkrankungen, die auch ein Rehabilitationsprogramm umfasst. In Marib unterstützen wir vertriebene Menschen psychologisch.
Mangelernährung bei Kindern und Müttern
Die Zahl der an Mangelernährung leidenden Kinder ist im zweiten Halbjahr 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 41 Prozent gestiegen. Die meisten von ihnen sind unter fünf Jahre alt. In der Stadt Abs, im Gouvernement Hadscha, behandelten unsere Teams eine alarmierende Anzahl mangelernährter Kinder
Ein Großteil der Mangelernährung, die wir im Jemen beobachten, wird durch den fehlenden Zugang zu einer medizinischen Grundversorgung für Kinder verursacht: Wenn Kinder krank werden und nicht die nötige Behandlung erhalten, ist die Wahrscheinlichkeit viel größer, dass sie sich nicht entsprechend ernähren. Durch die Inflation wird es für die Jemenit*innen immer schwieriger, ihre Kinder zu ernähren und die Kosten für den Transport ins Krankenhaus aufzubringen. Das trägt sowohl zur Mangelernährung als auch zur verspäteten Behandlung von Krankheiten bei. Die Ernährungskrise im Jemen hat sich über die vergangenen Jahre verschärft. Einerseits ist das der wirtschaftlichen Situation geschuldet. Viele Menschen haben ihren Lebensunterhalt verloren und die extreme Inflation schränkt den Erwerb von nahrhaften Lebensmitteln ein. Außerdem bleiben wichtige Hilfen von internationalen Gebern aus. So hat das Welternährungsprogramm seine Unterstützung im Norden des Landes 2023 beendet.
Wir haben 2023 auf einen Anstieg von Mangelernährung bei Kindern reagiert. Krankheiten wie Durchfall- oder Atemwegserkrankungen, die in Deutschland gut behandelbar wären, können für mangelernährte Kinder lebensgefährlich werden. An mehreren Standorten haben wir Ernähungszentren eröffnet und Krankenhäuser unterstützt.
Seit Anfang 2024 bemerken wir, dass Mangelernährung auch unter (werdenden) Müttern immer öfter auftritt. Auf der Entbindungsstation im Krankenhaus in Abs waren im Februar 68% der Frauen mangelernährt. Ein unzureichender Ernährungsstatus während der Schwangerschaft kann zu Komplikationen während der Geburt führen. Zudem kann es sein, dass die Mutter nicht ausreichend stillen kann, wodurch die Wahrscheinlichkeit steigt, dass das Kind ebenfalls mangelernährt sein wird. In al-Hudaida untersuchen unsere Gesundheitshelfer*innen Menschen auf Zeichen von Mangelernährung. Wenn nötig verweisen sie auf passende Gesundheitseinrichtungen.
Zuletzt inhaltlich überarbeitet am: 05.11.2024