Die aktuelle Situation im Jemen
Die Situation im Jemen hat sich nach jahrelangem Krieg zu einer der größten humanitären Krisen weltweit entwickelt. Laut UN-Schätzungen leben 17,1 Millionen Jemenit*innen, also 49% der Bevölkerung, 2025 in einer unsicheren Ernährungssituation. Angesichts der plötzlichen und drastischen Kürzungen der humanitären Mittel für den Jemen ist ein anhaltendes finanzielles Engagement von wichtigen humanitären Gebern jetzt entscheidend. Wir fordern alle Akteure im Gesundheitsbereich auf, die gemeindebasierten Impfbemühungen auszuweiten, um vermeidbare Krankheiten wie Masern, Cholera und akuten wässrigen Durchfall einzudämmen.
Wie wir im Jemen helfen
- Wir unterstützen 9 Gesundheitseinrichtungen in 9 Gouvernements und leisten auch Notfallversorgung.
- Wir reagieren auf Mangelernährung: durch ambulante Ernährungszentren und indem wir Krankenhäuser unterstützten.
- Wir unterstützen die medizinische Versorgung von Müttern und Kindern, unter anderem in der Geburtshilfe.
- Wir bieten psychologische und psychiatrische Dienstleistungen - insbesondere auch für Menschen, die unter den Folgen von traumatischen Erlebnissen leiden.
- Zudem kümmern wir uns im Jemen um die Eindämmung von Krankheiten wie Cholera, Diphterie und Masern.
Warum wir im Jemen helfen
Die Republik Jemen liegt im Süden der Arabischen Halbinsel und ist Heimat von knapp 30 Millionen Menschen. Nach mehr als zehn Jahren Konfliktist befindet sich das Land weiterhin in einer katastrophalen Situation – fast 20 Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen: Die Wirtschaft ist zusammengebrochen, die Infrastruktur zerstört, viele haben ihre Arbeit verloren.
Aus Angst vor Angriffen, oder weil sie die Kosten des Transports nicht tragen können, treten viele Patient*innen den Weg zu einem Krankenhaus gar nicht erst an. So bringen Schwangere ihre Kinder zu oft ohne medizinische Begleitung auf die Welt, was ein hohes Risiko für das Leben von Mutter und Kind bedeutet.
Hinzu kommt das erhöhte Infektionsrisiko aufgrund der schlechten hygienischen Bedingungen in Geflüchtetencamps im Jemen. Immer wieder gibt es Ausbrüche von Cholera, Masern und anderen Krankheiten.
Ärzte ohne Grenzen leistete im Jahr 1986 zum ersten Mal medizinische Hilfe im Jemen.
Geburtshilfe für Frauen
Der Bedarf an Mutter-Kind-Versorgung steigt immer noch. Wir haben daher unsere Aktivitäten ausgebaut. Unsere Teams unterstützen bei Entbindungen, auch chirurgisch, und leisten vorgeburtliche und pädiatrische Versorgung in verschiedenen Governements.
Wir unterstützen mehrere Kliniken und haben im Krankenhaus in al-Hudaida eine pädiatrische Station.
Psychologische Hilfe: Krieg und Armut machen krank
Durch den andauernden Konflikt und die prekäre wirtschaftliche Lage, die Hunger und Armut verursachen, haben viele Menschen Traumata und psychische Krankheiten entwickelt. Wir unterstützen sie daher z. B. im Krankenhaus in Abs.
Mangelernährung bei Kindern und Müttern
Die Ernährungssituation im Jemen ist kritisch. Zwischen Januar 2022 und Dezember 2024 behandelten wir in den von uns unterstützten Einrichtungen in fünf Bezirken fast 35.500 mangelernährte Kinder. In mehreren stationären Ernährungszentren mussten wir die Bettkapazitäten zur Hochphase der saisonalen Mangelernährungsphase aufstocken, in manchen sogar verdoppeln. Hauptsächlich betroffen sind Kinder unter fünf Jahren, auch Mütter behandeln wir häufig mit moderater oder schwerer Mangelernährung.
Viele der Mütter, die wir betreuen, haben aufgrund ihres schlechten Ernährungsstatus nicht ausreichend Milch zum Stillen. Bei Kindern, die an Mangelernährung erkranken und nicht die nötige Behandlung erhalten, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie anfällig für weitere Krankheiten werden. Die sich zuspitzende Mangelernährungskrise, die wir im Jemen beobachten, ist einerseits dem Krieg geschuldet, der das Gesundheitssystem sowie die Infrastruktur des Landes in Trümmer gelegt hat: 46 % der Gesundheitseinrichtungen sind nur teilweise funktionsfähig oder vollkommen zerstört. Andererseits wird die Mangelernährungskrise durch einen drastischen Rückgang an internationalen Hilfen verschärft.
19.3.2025

Bericht: "Jemens steigende Flut: Mangelernährung"
Der Bericht zeigt die prekäre Situation von Kindern in der tiefen humanitären Krise im Jemen anhand von Behandlungszahlen zwischen Januar 2022 und Dezember 2024. Publikation in Englisch.